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Pressemitteilungen

aus dem Verband
4. Dezember 2024
Essenspreise erneut gestiegen: Umfrage zur Preisentwicklung bei Kita- und Schulcaterern

73 Prozent der Schul- und Kitacaterer mussten in diesem Jahr die Preise für ihr Essen erhöhen, 67 Prozent rechnen auch für 2025 mit weiteren Preissteigerungen. Das ergab eine Umfrage des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) unter seinen Mitgliedsunternehmen.

Der VDSKC hat seine Mitglieder zur Kosten- und Preisentwicklung in ihren Unternehmen befragt. Erneut gaben alle Befragten an, dass sich ihre betrieblichen Ausgaben 2024 erhöht hätten – auch 2023 war dies bereits bei allen der Fall. Die größten Preistreiber in diesem Jahr waren die Posten Personal und Lebensmitteleinkauf. Um durchschnittlich 11 Prozent stiegen die Gesamtkosten im Vergleich zum Vorjahr an; 2023 lag dieser Wert bei 19 Prozent. Aufgrund dieser Entwicklung mussten 73 Prozent der Caterer ihre Portionspreise 2024 anheben. Mit weiteren Preiserhöhungen im nächsten Jahr rechnen 67 Prozent der Befragten.
 
„Die deutschen Kita- und Schulcaterer sind nach wie vor stark von den Preissteigerungen betroffen. Auch wenn sich eine leichte Abschwächung der Krisensituation abzeichnet, bleibt der Druck auf die Branche weiterhin hoch“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Seit drei Jahren versuchen unsere Mitglieder trotz der Teuerung ein bezahlbares, abwechslungsreiches Mittagessen für Kinder und Jugendliche anzubieten. Wir merken, dass Eltern finanziell an ihre Grenzen kommen. Immer mehr Familien können sich das Essen für ihre Kinder nicht mehr leisten.“ 
 
Tatsächlich melden 37 Prozent der Caterer, dass die Anzahl der Essensteilnehmer bei ihnen in diesem Jahr gesunken ist, 2023 waren es auch schon 27 Prozent. Obwohl sich der VDSKC sowie andere Verbände aus der Branche für eine Beibehaltung der 7-Prozent-Besteuerung bei der Schulverpflegung eingesetzt hatten, wurde zum Jahresbeginn die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent angehoben – die Essenspreise stiegen dadurch schlagartig an. „Unsere Befürchtungen bezüglich der Steuererhöhung sind eingetreten. Heute bekommen weniger Kinder ein warmes Mittagessen in der Schule als noch im letzten Jahr. Diese Entwicklung hätte politisch verhindert werden können.“ 
 
Die Mehrheit der Bevölkerung spricht sich inzwischen für eine bundesweit kostenfreie Verpflegung in Kitas und Schulen aus. Das haben nicht nur der Bürgerrat Ernährung, sondern auch mehrere Umfragen zu diesem Thema bewiesen. Auch der VDSKC setzt sich seit langem für diese Forderung ein. Andere europäische Länder bieten eine gesunde, kostenbefreite Mittagsverpflegung teilweise seit Jahrzehnten an und haben die weitreichenden positiven Auswirkungen auf den Bildungs- und Entwicklungserfolg von Kindern belegt.
 
Auch in Deutschland gibt es engagierte Gemeinden, die Unterstützung aus der öffentlichen Hand anbieten, indem sie etwa Zuschüsse pro Mahlzeit gewähren, Preisdeckel eingeführt haben oder Miet- und Personalkosten subventionieren. Dennoch sind die Essenspreise 2024 erneut gestiegen: So kostet ein Kitaessen laut Umfrage aktuell durchschnittlich 3,90 Euro. Der Preis für ein Mittagessen an der Grundschule liegt bei durchschnittlich 4,60 Euro und an weiterführenden Schulen bei 4,82 Euro. Vereinzelt kostet das Schulessen auch mehr als 6 Euro. Alle drei Durchschnittspreise sind im Vergleich zum letzten Jahr gestiegen. 
 
Innerhalb Deutschlands kann es zu deutlichen Preisunterschieden kommen, da die Kriterien in den Ausschreibungen sehr unterschiedlich sind. Bundesweit einheitliche Standards gibt es in der Schulverpflegung nicht. Städte, Gemeinden und Schulträger entscheiden oft selbstständig, inwiefern z. B. die DGE-Standards oder Bio-Mindestquoten einzuhalten sind. Teilweise werden Caterer dazu verpflichtet, die Mensaausstattung oder Küchengeräte in den Schulen zu bezahlen, manchmal sollen sie das Essen aber auch nur anliefern und haben keine Kosten für Ausgabe und Reinigung in den Schulen zu tragen. Zudem gelten unterschiedliche Mindestlöhne in den Bundesländern.
18. Juli 2024
Fehlgeleitete Diskussion um kostenfreies Schulessen in Berlin

Mit Verwunderung beobachten wir seit einigen Wochen, dass sich die Stimmen gegen die kostenfreie Schulverpflegung in Berlin mehren. Angetrieben von einigen wenigen CDU- und SPD-Politikern wird in den Kommentarspalten der Medien eine polemische Scheindebatte über den Wert kostenfreier Angebote, den überbordenden Sozialstaat und „Ärzteeltern“ geführt, die angeblich durch die Regelung des kostenfreien Schulmittagessens in der Hauptstadt zu Unrecht entlastet würden.

Was in der öffentlichen Debatte keine Erwähnung findet, sind Themen wie Ernährungsarmut, Bildungsgerechtigkeit oder Teilhabe. Der Senat muss sparen und das erste, was ihm dazu einfällt, ist, den Kindern das Mittagessen vom Teller zu nehmen? Soll so die im Koalitionsvertrag angestrebte Chancengleichheit aussehen?

Der VDSKC spricht sich in aller Deutlichkeit für eine Weiterführung der kostenfreien Mittagsversorgung in allen Berliner Schulen aus. Es wäre fatal, jetzt nur auf den nächsten Haushalt zu blicken und dieses bundesweit einmalige Vorzeigeprojekt nach nicht einmal fünf Jahren wieder abzuschaffen. Berlin ist 2019 vorangegangen und hat etwas Großes gewagt. Die Idee, alle Grundschulkinder kostenfrei zu versorgen, war gut und richtig. Anstatt dieses Modell zu kritisieren, sollten sich vielmehr andere Städte und Gemeinden ein Vorbild an Berlin nehmen und ihre eigene ungerechte Bildungspolitik überdenken.

Jeder weiß, dass hungrige Kinder schwerer lernen und eher verhaltensauffällig sind. Zu guter Bildung sollte daher auch eine gesunde, abwechslungsreiche Schulverpflegung fest dazugehören. Angesichts der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung lässt sich feststellen: die aktuelle Debatte geht am Thema vorbei. Es ist mittlerweile durch mehrere Umfragen belegt, dass die Mehrheit der Deutschen das kostenfreie Mittagessen in Schulen begrüßt. Auch die wichtigste Empfehlung des Bürgerrats Ernährung war das kostenfreie Essen für Schulkinder. Zudem hat eine kürzlich vom WWF durchgeführte Untersuchung gezeigt, dass ein Großteil der Deutschen unzufrieden mit dem Engagement der Politik für gesunde und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung ist. Warum also sollte man den genau entgegengesetzten Weg einschlagen und den Zugang zum Mittagessen wieder erschweren?

Die langfristig positiven Effekte einer guten, staatlich finanzierten Schulverpflegung sind in Skandinavien klar belegt. Dort ist das Mittagessen in den Schulen fester Bestandteil der Ernährungs- und Gemeinschaftsbildung und seit Jahrzehnten kostenfrei. Kinder, die daran teilnahmen, sind als Erwachsene im Durchschnitt nicht nur größer und gesünder, als Kinder, die nicht mitgegessen haben, sie sind auch leistungsfähiger und haben höhere Einkommen, was wiederum dem Staat durch Steuermehreinnahmen zugutekommt. Dieser Effekt ist umso deutlicher, wenn die Kinder aus finanziell benachteiligtem Elternhaus kommen. Eine Politik, die das nicht mitberücksichtigt, ist kurzsichtig und nicht an sozialer Gerechtigkeit interessiert. Investitionen in eine gute Schulverpflegung sind Investitionen in die Gesundheit und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit künftiger Generationen.

In Berlin gehören die meisten Eltern zu den Gering- oder Normalverdienern. Sie kämpfen schon jetzt mit den kaum noch bezahlbaren Mieten und den Folgen der Inflation. Wird die Kostenfreiheit abgeschafft, kommen auf diese Eltern Kosten in Höhe von bis zu 125 Euro pro Monat und Kind zu. Mit dieser zusätzlichen Belastung dürfte die Beteiligung am Schulessen wieder deutlich abnehmen. Als Cateringunternehmen müssen wir dann zusehen, wie Schüler hungrig neben ihren essenden Klassenkameraden sitzen. Diese Erfahrung müssen wir den Kindern unbedingt ersparen. In einem reichen Land wie Deutschland ist ein kostenloses Mittagessen für alle Schulkinder der einzig richtige Weg. In Berlin darf es keinen Schritt zurückgehen.

25. April 2024
Okan Saiti wird 2. Vorsitzender des VDSKC
Okan Saiti, Geschäftsführer der mammas canteen GmbH in Hamburg, ist zum 2. Vorsitzenden des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer gewählt worden. Heiko Höfer, der den Posten bislang innehatte, tritt aus persönlichen Gründen zurück.
 
Mit großer Mehrheit haben die VDSKC-Mitglieder Okan Saiti zum 2. Vorsitzenden des Verbandes gewählt. Saiti ist seit Juni 2022 im VDSKC aktiv, war zuletzt Sprecher für die Landesgruppe Hamburg. Jetzt löst er Heiko Höfer ab, der zum VDSKC-Gründungsvorstand gehörte und kürzlich zurückgetreten ist. „Ich bin dankbar für das Vertrauen der Mitglieder und freue mich auf die neuen Aufgaben im Verband“, sagt Saiti. „Als jemand, der die Branche seit mehr als 20 Jahren kennt, kann ich die Bedeutung einer gesunden Ernährung in Bildungseinrichtungen nicht genug betonen. Alle Kinder verdienen gleich gute Voraussetzungen für ihre körperliche, geistige und emotionale Entwicklung. Eine qualitativ hochwertige, ausgewogene Gemeinschaftsverpflegung kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Als Gesellschaft müssen wir diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Was wir heute hier investieren, bekommen wir morgen in Form einer leistungsstarken Gesellschaft doppelt und dreifach zurück.“
 
Okan Saiti ist Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Cateringunternehmens mammas canteen. Der studierte Betriebswirt hat das Unternehmen zusammen mit seinen Eltern aufgebaut. Was mit der Mittagsverpflegung einer einzigen Hamburger Schule begann, ist inzwischen einer der größten Caterer der Hansestadt. 25.000 Mahlzeiten kocht das Team um Okan Saiti heute täglich – immer in den Schulküchen direkt vor Ort. Mit diesem Konzept unterscheidet sich mammas canteen von anderen Caterern, die in zentralen Großküchen kochen und das Essen in die Schulen liefern. Mit der Initiative Hamburger Schulcaterer hatte sich Saiti bereits seit 2018 politisch engagiert und für die Belange der Cateringbranche eingesetzt, bevor er dem VDSKC beitrat. 
 
„Okan Saiti setzt sich seit Jahren mit viel Leidenschaft und Energie für bessere Kita- und Schulverpflegung ein. Er kennt die Bedürfnisse der Kinder, die Ansprüche der Eltern, die Themen, die die Branche bewegen, ist zudem politik- und presseerfahren“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Für den 2. Vorsitz hätten wir uns niemand Besseren wünschen können. Gleichzeitig wollen wir uns herzlich bei Heiko Höfer bedanken, der den Grundstein für den Verband gelegt und zwölf Jahre lang viel Zeit und Kraft in den Aufbau unserer Gemeinschaft investiert hat.“
21. März 2024
Massive Fehler in Ausschreibungen: Berliner Caterer ziehen vor Vergabekammer

Die neuen Ausschreibungen für Schulmittagessen der Berliner Bezirke sind voll von vergaberechtswidrigen Vorgaben. Berliner VDSKC-Mitglieder haben deshalb ein Nachprüfverfahren bei der Vergabekammer beantragt.

Seit dem 19. Februar 2024 laufen die EU-weiten Vergabeverfahren für die Essensversorgung an Berliner Grund- und Oberschulen. Die vorherige Vergabe vor knapp vier Jahren hatte eine Welle an Nachprüfungsanträgen vor der Vergabekammer Berlin hervorgerufen, bei denen das Land empfindliche Niederlagen einstecken musste. Die Abarbeitung der damals eingegangenen Fälle ist bis heute nicht abgeschlossen. Jetzt wiederholt sich die Geschichte: „Die Bezirke haben aus den Fehlern der Vergangenheit nicht gelernt“, beklagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Leider wurden die ausführenden Cateringunternehmen nicht ausreichend in den Prozess eingebunden. Ihre berechtigten Sorgen und Bedenken wurden schlicht ignoriert.“

Die Vergabeunterlagen sind durchzogen von rechtswidrigen Vorgaben, die die Cateringunternehmen vor erhebliche rechtliche und wirtschaftliche Herausforderungen stellen. Die schwerwiegendsten Verstöße sind:

  • Bezahlt werden nur abgeholte Mahlzeiten
    Nach den Vergabeunterlagen werden die Festpreise nicht für jede hergestellte und gelieferte Portion bezahlt, sondern nur für die von den Schülern gegessenen Portionen. Das heißt, die Caterer müssen zwar alle bestellten Portionen produzieren, wissen aber nicht, wie viele sie davon vergütet bekommen. Das Risiko, dass die bestellten Portionen nicht abgenommen werden, müssen allein die Unternehmen tragen. Eine solche Risikokonzentration zu Lasten der Unternehmen darf keinen Bestand haben.
  • Verbindliche Fest- und Maximalpreise
    Die Vergütungsbedingungen machen eine kaufmännisch vernünftige Kalkulation unmöglich. Die Fest- und Maximalpreise sind für die gesamte Vertragslaufzeit verbindlich – eine Preisanpassung ist nicht vorgesehen. Vor dem Hintergrund der Krisen in den vergangenen Jahren und der dadurch hervorgerufenen massiven Preissteigerungen für Lebensmittel, Energie, Transport und Personal müssen Preisanpassungsmöglichkeiten vertraglich geregelt werden.
  • Fehlende Informationen
    Die Vergabeunterlagen sind unvollständig. Den Unternehmen werden die für eine vernünftige kaufmännische Kalkulation erforderlichen Informationen vorenthalten. So bleibt beispielsweise offen, wie viele Schüler in den einzelnen Schulen am Schulmittagessen teilnehmen. Ohne belastbare Angaben werden den Unternehmen maßgebliche Informationen vorenthalten. Ähnliche Verstöße finden sich bei vielen anderen kalkulationsrelevanten Informationen. Auch hier werden die Risiken allein den Unternehmen auferlegt.
  • Willkürliche Auswahlkriterien
    Die Auswahl der Unternehmen anhand von Zuschlagskriterien ist vollständig willkürlich. Die Differenzierung der Angebote verläuft anhand des Zuschlagskriteriums Nr. 10. Dafür müssen die Bieter eine verbindliche Speisekarte mit 20 vegetarischen Gerichten einreichen. Die angebotenen Gerichte sollen von den Mittagessenausschüssen der Schulen bewertet werden. Beurteilt wird dabei nicht die Qualität der Speisen aus ernährungsphysiologischer Sicht, sondern die „Akzeptanz der Speisen“, die mit „gering, teilweise oder vollständig an der jeweiligen Schule akzeptiert“ bewertet werden kann. Maßstäbe werden den Unternehmen nicht gegeben. Gleichzeitig erhält das Land Berlin durch die Konturlosigkeit der Begriffe die Möglichkeit, die Bewertung beliebig zu steuern. Der Willkür sind anhand dieser Wertungsmaßstäbe keine Grenzen gesetzt.

Erste Nachprüfungsanträge sind bei der Vergabekammer Berlin bereits anhängig. Aufgrund der Verwendung identischer Vergabeunterlagen in allen Bezirken, wirken sich Beschlüsse der Nachprüfungsinstanzen auf alle Ausschreibungen aus.

„Wir bedauern, dass erneut die Nachprüfung entscheiden muss. Es wäre für alle Seiten erfreulicher, wenn Berlin die Verfahren als Ausgangspunkt für einen kooperativen Ansatz nutzen würde“, findet Ralf Blauert. „Nur gemeinsam können wir gute Konditionen erarbeiten, die die Qualität des Schulmittagessens und die Zufriedenheit der Schüler steigern und gleichzeitig die Caterer vernünftig wirtschaften lassen.“

29. Februar 2024
Kooperation zwischen VDSKC und ProVeg International

Die Ernährungsorganisation ProVeg und der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) arbeiten ab sofort zusammen, um eine nachhaltige und gesunde Schulverpflegung zu fördern. Auf der INTERNORGA werden die Partner unter dem Motto „Schulverpflegung mit Zukunft“ gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Branche über deren Eindrücke aus der Praxis sprechen.

Ob die internationale Planetary Health Diet der EAT-Lancet-Kommission oder die nationalen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), pflanzenbasierte Ernährung ist in aller Munde. Im Mittelpunkt stehen dabei Gesundheit und Nachhaltigkeit, als Einheit gedacht. Für ProVeg gehört auch der Genuss fest dazu: Einfach „Leckeres Essen für alle“ (LEFA) lautet deshalb der Name des ProVeg-Programms für die Schulverpflegung.

Das hat auch die deutschen Schul- und Kitacaterer aufhorchen lassen. Spätestens seit der Corona-Pandemie sind öffentliche Erwartungen an die Caterer gestiegen. In dieser Zeit haben sich die Ernährungsgewohnheiten vieler Schulkinder verschlechtert. Jedes sechste Kind nahm Gewicht zu. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und führende Ernährungsmediziner schlagen seither Alarm, unter anderem mit Forderungen nach einem „Marshall-Plan” für die Ernährung von Schulkindern. ProVeg und der VDSKC sind deshalb eine Kooperation eingegangen, um zusammen praktische Hürden für eine pflanzenbasierte Schulverpflegung zu nehmen.

Das Stichwort der neuen Kooperation lautet Zukunftsorientierung. „In Deutschlands Schulen werden jährlich rund 600 Millionen Mittagessen ausgegeben. Das ist ein enormer Hebel für die Ernährungswende, die nur mit der Gemeinschaftsverpflegung gelingen kann“, weiß Anke Köllmann-Gutjahr. Sie leitet das Schulprogramm von ProVeg und freut sich bereits, das Thema am 12. März 2024 auf die Bühne der Gastronomiemesse INTERNORGA zu bringen.

ProVeg verspricht sich vom Kooperationspartner handfeste Daten und zusätzliche Vernetzung: Der VDSKC kennt zum Beispiel die Nachfrage nach vegetarischen und pflanzlichen Speisen an Schulen und in Kitas in Deutschland genau. Immerhin bereiten seine Mitglieder täglich mehr als 500.000 Mahlzeiten zu. Außerdem erarbeitet der Verband mit Politik und Verwaltung die Rahmenbedingungen zur Versorgung der Kinder und initiiert den Erfahrungsaustausch unter den Caterern.

Der Verband der Schul- und Kitacaterer wiederum möchte das Wissen seiner Mitglieder über nachhaltige Verpflegung verbessern. „Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt unserer Verbandsarbeit. Dafür brauchen wir die langjährige Erfahrung mit Kochtrainings für leckere und gesunde pflanzenbasierte Gemeinschaftsverpflegung, die ProVeg mitbringt“, erklärt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender im Vorstand des VDSKC.

Diese Trainings sind speziell auf das Kochen in Großküchen ausgerichtet. Sie ergänzen die fachliche Ausbildung des Küchenpersonals, in der tierische Speisen noch im Vordergrund stehen, während pflanzenbasierte Speisen bislang das Nachsehen haben. Zusätzlich wollen die Partner die Kommunikation mit den Tischgästen und die Ernährungsbildung stärken.

Die Herausforderungen für die Branche sind derzeit enorm. Von der Schulverpflegung wird erwartet, dass sie die Kinder satt macht und gleichzeitig lecker, gesund, zunehmend nachhaltig und für alle erschwinglich ist. Dabei sind die Caterer mit Kostendruck und Personalmangel konfrontiert. Vielen fehlt die politische Rückendeckung. Auf der INTERNORGA diskutieren eine Schule, ein Caterer, eine Vernetzungsstelle, der VDSKC und ProVeg darüber, was das alles konkret bedeutet und wo die Beteiligten Handlungsspielräume sehen:

12. März 2024, 14.00 Uhr
Schulverpflegung mit Zukunft: Eindrücke aus der Praxis
Halle A3, Stand 537 (Open Stage)
Moderation: Anke Köllmann-Gutjahr

6. Dezember 2023
Umfrage zur Preisentwicklung: Teureres Essen bei 87 Prozent

87 Prozent der Schul- und Kitacaterer mussten in diesem Jahr die Preise für ihr Essen erhöhen, 90 Prozent gehen davon aus, dass die Preise auch 2024 weiter steigen werden. Das zeigt eine neue Umfrage des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) unter seinen Mitgliedsunternehmen.

Der VDSKC hat seine Mitglieder erneut zur Kosten- und Preisentwicklung befragt. Dabei gaben alle Unternehmen (100 Prozent) an, dass sich ihre betrieblichen Ausgaben 2023 erhöht hätten. Am stärksten von Preissteigerungen betroffen, waren die Bereiche Lebensmitteleinkauf und Personal. Um durchschnittlich 19 Prozent höher fielen die Kosten im Vergleich zum Vorjahr aus. Einzelne Caterer mussten sogar Anstiege von 50 Prozent verkraften. In der Folge waren 87 Prozent der Befragten gezwungen, ihre Portionspreise anzupassen. Mit weiteren Preiserhöhungen in 2024 rechnen sogar 90 Prozent der Caterer.

„Die neuen Umfrageergebnisse zeigen, unter welch großem Druck die Schul- und Kitacaterer und damit auch die Eltern, die das Essen ihrer Kinder letztlich bezahlen müssen, stehen“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Wir verstehen nicht, wieso dieses Thema im politischen Diskurs so wenig Platz einnimmt. Eine staatlich finanzierte, qualitativ hochwertige und gesunde Ernährung in den Schulen und Kitas des Landes hätte enorm positive Effekte – kurzfristig im Alltag der Kinder, aber auch langfristig für die gesamte Gesellschaft. Statt diesen simplen Hebel zu erkennen und zu nutzen, wird die Mehrwertsteuer erhöht und der Zugang zur Warmverpflegung für viele Kinder und Jugendliche weiter erschwert.“

Der Verband hatte sich seit zwei Jahren für die Beibehaltung der 7-Prozent-Besteuerung eingesetzt. „Gerecht wäre eine Befreiung von der Mehrwertsteuer, wie es in den Uni-Mensen gehandhabt wird“, findet Blauert. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer befürchten Essensabmeldungen, sobald die Mehrwertsteuer wieder ansteigt. Ab 1. Januar 2024 müssen wieder 19 Prozent aufs Schulessen gezahlt werden, wodurch die Portionspreise schlagartig um 12 Prozent steigen werden. 27 Prozent der befragten Caterer hatten bereits in diesem Jahr mehr Abmeldungen zu verzeichnen.

Der Preis für ein Kitaessen liegt laut Umfrage momentan im Durchschnitt bei 3,65 Euro. Das Mittagessen an der Grundschule kostet durchschnittlich 4,20 Euro und das Essen an weiterführenden Schulen im Schnitt 4,45 Euro. Allerdings wurden vereinzelt auch Preise von bis zu 6,35 Euro für ein Schulessen genannt. Die Schwankungen sind u. a. auf unterschiedliche Kriterien in den Ausschreiberegularien zurückzuführen. Einige Gemeinden verpflichten Caterer dazu, Ausstattungen und Geräte in den Schulen zu bezahlen, manche fordern das Einhalten der DGE-Standards oder Bio-Mindestquoten. Auch gelten unterschiedliche Mindestlöhne in den Bundesländern, Ausgabekräfte müssen an der einen Schule gestellt werden, an der anderen nicht. Bundesweit einheitliche Standards gibt es beim Kita- und Schulessen bislang nicht. Auch die angebotenen Unterstützungen variieren stark. So haben einzelne Städte und Gemeinden Preisdeckel eingeführt. Manche bezuschussen die Portionspreise mit einem festen Geldbetrag, subventionieren Miet- oder Personalkosten.

„Es ist ein undurchschaubarer Flickenteppich an Anforderungen und Hilfsmöglichkeiten entstanden. Teilweise haben benachbarte Gemeinden völlig unterschiedliche Preise für das gleiche Essen. Die einzig sinnvolle und zukunftstaugliche Lösung wäre, das Kita- und Schulessen für alle Kinder in Deutschland kostenfrei zu machen und gleichzeitig feste Qualitätsstandards einzuführen“, erläutert Ralf Blauert. Der Verband setzt sich seit langem für eine kostenfreie Kita- und Schulverpflegung ein – als Vorbild gelten andere europäische Länder wie Estland, Finnland, Frankreich und Schweden, die teilweise seit Jahrzehnten erfolgreich zeigen, dass eine gesunde, kostenlose Mittagsverpflegung möglich ist und positive Auswirkungen auf den Bildungs- und Entwicklungserfolg hat.

27. November 2023
Statement zur Mehrwertsteuererhöhung

Trotz unaufhörlichen Aufklärens und Mahnens hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum 1. Januar 2024 auf 19 Prozent anzuheben. Dass davon nicht nur Cafés, Bars und Restaurants betroffen sind, sondern auch die meisten Kita- und Schulcaterer, spielte in der öffentlichen und der parlamentarischen Diskussion nur eine enttäuschend untergeordnete Rolle. Als Verband deutscher Schul- und Kitacaterer haben wir diese Entscheidung mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen und befürchten aufgrund der nun unvermeidlichen Preiserhöhungen für die Kinder und deren Eltern eine erneute Abmeldungswelle beim Schulessen.

Sowohl von Bundeskanzler Olaf Scholz als auch von Finanzminister Christian Lindner gab es konkrete Aussagen, die ein Beibehalten der 7-Prozent-Regelung versprachen. Jetzt tun sie genau das Gegenteil und verspielen damit ihre Glaubwürdigkeit – das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sie aufgrund ihrer Versprechungen gewählt haben.

Vor Kurzem hat eine Analyse des Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung die Rückkehr zur 19-Prozent-Besteuerung in der Gastronomie zwar als sinnvoll bezeichnet. Ausdrücklich davon ausgenommen, wurde jedoch die Besteuerung der Kita- und Schulspeisung, die bei Steuerermäßigung oder -befreiung gezielt ärmere Haushalte entlaste. Von einer Regierung, die angetreten ist, um soziale Gerechtigkeit in Deutschland zu stärken, muss erwartet werden können, dass sie Ernährungsarmut und Bildungsungerechtigkeit an der Wurzel bekämpft und nicht weiter zementiert. Insbesondere ein sozialdemokratischer Kanzler sollte Politik machen, die auch gesellschaftliche Gruppen ohne große Lobby – Kinder und Jugendliche – erreicht.

Zentraler Ort, um Ernährungsgewohnheiten zu erlernen, die gesund und nachhaltig sind, ist die Schulmensa. Das stellt die Ernährungsstrategie des Bundes auch zweifelsfrei fest und schraubt die Ansprüche hoch: Das Gemeinschaftsessen soll pflanzlicher, regionaler und ökologisch erzeugt werden. Dass die gleiche Regierung nicht in der Lage ist, diesen Bereich steuerlich zu entlasten und damit den Zugang für alle Kinder – unabhängig vom Einkommen der Eltern – zu ermöglichen, ist ein Zeichen von Ignoranz und Regierungsinkompetenz.

Angesichts der jüngsten Entscheidung fragen wir uns: Welche Maßnahmen werden als nächstes einkassiert? Steht jetzt die gesamte Ernährungsstrategie auf der Kippe?

2. November 2023
Breite Allianz fordert einheitliche Besteuerung von Essen mit 7 Prozent

Gemeinsam appellieren wir an alle politischen Entscheiderinnen und Entscheider, an den 7% Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie festzuhalten. Restaurants, Cafés und Caterer haben eine hohe Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft. Betroffen sind ganze Wertschöpfungsketten wie Lebensmittel- und Getränkehersteller, Fachgroßhändler sowie die Landwirtschaft und insbesondere die Tourismuswirtschaft als auch viele weitere Partner.

Die Gründe für die Beibehaltung der einheitlichen Besteuerung mit 7% liegen auf der Hand:

Essen einheitlich mit 7% besteuern – nur dies ist fair und gerecht
Das Essen im Restaurant und Café darf nicht wieder gegenüber anderen Anbietern von Essen benachteiligt werden. Seit 1. Juli 2020 gilt der einheitliche reduzierte Satz für Speisen, aktuell befristet bis Ende 2023. Wenn die Steuer für das Essen im Restaurant wieder steigt, würden für das Essen zur Mitnahme, To Go, Drive-In, die Essenslieferung sowie für Essen aus dem Supermarkt wie zum Beispiel den Fertigsalat weiterhin 7% gelten. Nicht ohne Grund ist seit Jahren in der Mehrzahl der EU-Staaten ein reduzierter Satz für Essen in der Gastronomie Konsens. Aktuell ist dies in 23 EU-Staaten Gesetz. Dies in Deutschland als Subvention zu diskreditieren, ist weder sachgerecht noch nachvollziehbar.

7% für bezahlbare und faire Preise
Von den Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Personal ist die Gastronomie besonders stark betroffen. Die Kosten für den Wareneinsatz und Personal machen in den meisten Betrieben bereits 60% bis 70% des Umsatzes aus, die Energiekosten 4% bis 10%. Die Preisentwicklung in der Gastronomie liegt trotz der überproportionalen Kostenbetroffenheit nur geringfügig über dem allgemeinen Verbraucherpreisindex. Nur mit der 7% Mehrwertsteuer ist es bisher gelungen, diese enormen Kostensteigerungen nicht 1:1 an die Gäste weiterzugeben. Eine Steuererhöhung träfe insbesondere Gering- und Normalverdiener. Essen gehen darf nicht zum Luxus werden. Im Übrigen wäre es nicht nachvollziehbar, in der aktuellen Phase der Inflation diese mit einer Steuererhöhung anzuheizen.

7% für gesunde und bezahlbare Kita- und Schulverpflegung
Eine Steuererhöhung würde den Zielen der Ernährungsstrategie der Bundesregierung widersprechen. Kinder müssen lernen und erfahren, was gute und gesunde Ernährung ist. Der Kauf frischer, regionaler und ökologisch erzeugter Lebensmittel muss möglich sein unabhängig vom sozialen und finanziellen Background. Wir wollen, dass das Essen in Kitas und Schulen finanzierbar bleibt. Deshalb brauchen Eltern und Schul- wie Kita-Verpfleger dringend Planungssicherheit.

7% für kulinarische Vielfalt, Lebensqualität, Kultur und regionale Wirtschaftskreisläufe

Die einheitliche Besteuerung von Essen mit 7% wird einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt des gastronomischen Angebots leisten. Die öffentlichen Wohnzimmer sind systemrelevant, auch für ein wettbewerbsfähiges und attraktives Deutschland als Tourismusdestination. Sterben die Restaurants und Cafés, sterben auch die Innenstädte. Schließt das Gasthaus, die Konditorei, die Bäckerei im Dorf, verschwindet auch ein Stück Heimat, Kultur und Lebensqualität. Umsatzverluste bei Lieferanten und Partnern sind ebenfalls vorprogrammiert. Die regionalen Wirtschaftskreisläufe mit der Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandwerk gilt es mehr denn je zu stärken, statt sie mit einer Steuererhöhung zu schwächen.

Es steht viel auf dem Spiel. Eine Steuererhöhung hätte fatale Folgen für Restaurants und Cafés wie Caterer, ihre Beschäftigten sowie für die Partner und Zulieferer der Gastronomie mit Millionen Beschäftigten. Mit einer Erhöhung auf 19% Mehrwertsteuer wären ab Januar 2024 Betriebsaufgaben und Insolvenzen vorprogrammiert. Wir appellieren an Bund und Länder, sich für die Beibehaltung der 7% auf Speisen in der Gastronomie und damit für die einheitliche Besteuerung von Essen mit 7% einzusetzen.

Allianz für 7 %:

  • Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft
  • Bundesverband des deutschen Getränkefachgroßhandels
  • Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft
  • Bundesverband der Systemgastronomie
  • Deutscher Bauernverband
  • Deutscher Brauer-Bund
  • DEHOGA
  • Deutscher Konditorenbund
  • Deutscher Franchiseverband
  • Deutsches Tiefkühlinstitut
  • Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren
  • Großhandelsverband Foodservice
  • Leaders Club
  • Verband der Köche Deutschlands
  • Verband deutscher Schul- und Kitacaterer
  • Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks
  • Zentraler Immobilien Ausschuss
5. Juli 2023
Schulessen ist kein Luxusgut: Die 7 Prozent müssen bleiben

Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Schulessen soll ab Januar 2024 auf 19 Prozent erhöht werden. Diese Änderung betrifft mehr als acht Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) spricht sich entschieden gegen die Erhöhung des Steuersatzes aus und fordert Bildungsgerechtigkeit inklusive eines gesundheitsförderlichen Mittagessens in allen Schulen und Kitas.

Die gestiegenen Kosten für Lebensmittel, Energie, Personal und Kraftstoffe zwangen 89 Prozent der Cateringunternehmen dazu, 2022 ihre Preise fürs Schulessen zu erhöhen – das ergab eine Umfrage, die der VDSKC Anfang des Jahres unter seinen Mitgliedern durchführte. Dabei berichteten sie auch, dass Eltern ihre Kinder immer häufiger vom Essen abmeldeten, weil sie die Kosten nicht mehr tragen konnten. Mit dem Anstieg der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 könnte eine weitere Abmeldungswelle drohen.

„Schulessen darf nicht zum Luxusgut werden“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Es handelt sich hier um eine Grundversorgung. Jeder weiß, dass eine gesunde Ernährung positive Auswirkungen auf die schulische Leistung und das Wohlbefinden von Kindern hat. Durch den niedrigen Mehrwertsteuersatz kann die Politik der Gemeinschaftsverpflegung die Wertschätzung geben, die ihr zusteht.“ Bereits im Mai 2022 hatte der Verband deshalb öffentlich für eine dauerhafte Beibehaltung des ermäßigten Steuersatzes geworben. „Wenn wir Ernährungsarmut sinnvoll beheben und echte Bildungsgerechtigkeit herstellen wollen, ist eine hochwertige, für alle zugängliche Gemeinschaftsverpflegung der Hebel, an dem wir ansetzen müssen.“

Die gemeinsame Mittagsmahlzeit in Schule oder Kita ist mehr als pure Nahrungsaufnahme. Kinder und Jugendliche trainieren dabei ihren Geschmackssinn, können gesunde Ernährungsgewohnheiten verinnerlichen und üben sich in sozialer Interaktion. Wenn Kinder bereits früh lernen, was gesunde Ernährung bedeutet, werden sie auch im Erwachsenenalter weniger Probleme mit Übergewicht und Folgeerscheinungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen bekommen. Eine gute Schulverpflegung bedeutet aktive Gesundheitsförderung. Das hat auch die Bundesregierung erkannt und in ihrer neuen Ernährungsstrategie verankert. „Die Gemeinschaftsverpflegung soll eine Vorbildrolle einnehmen, soll bio-regionale Lebensmittel verwenden und hohe Qualitätsstandards umsetzen“, sagt Ralf Blauert. „Wir können und wollen zuverlässige Partner bei der Bewältigung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe sein. Wenn das gute Essen für einen Großteil der Eltern in Deutschland aber nicht mehr bezahlbar ist, läuft es allen Bemühungen der anvisierten Ernährungspolitik zuwider.“

Langfristig setzt sich der VDSKC für ein kostenfreies Mittagessen in allen Kitas und Schulen bundesweit ein. Vorbild sind andere europäische Länder wie Finnland, Schweden, Estland oder Frankreich.

30. Mai 2023
Stellungnahme des VDSKC zur Ernährungsstrategie

DOWNLOAD: Stellungnahme als PDF

Das Thema einer bundesweiten Ernährungsstrategie wird im VDSKC kontrovers diskutiert. Wir erleben von den Mitgliedsbetrieben sehr unterschiedliche Positionen, die mit viel Leidenschaft vertreten werden. Sie spiegeln das breite Spektrum der gesellschaftlichen Zerrissenheit bei Ernährungsthemen wider. 

→ Einigkeit herrscht beim Punkt Klimaschutz: Er stellt bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit gesunder Gemeinschaftsverpflegung für Cateringunternehmen ein hohes und zu förderndes Gut dar.

VISION 

VDSKC-Caterer zeigen grundsätzlich große Bereitschaft, sich für die Ziele der Ernährungsstrategie einzusetzen und die Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger, gesundheitsförderlicher, tierwohlorientierter, inklusiver und vor allem klimafreundlicher zu gestalten. Das beste Verpflegungsangebot für Kinder und Jugendliche im Schulalltag zu gewährleisten, steht für sie alle schon heute im Mittelpunkt ihres Tagesgeschehens.

Was wir dringend benötigen, sind klare Rahmenbedingungen für gutes Essen. Sie sollten in allen öffentlichen Einrichtungen gleichermaßen gelten. Es braucht einen Schulterschluss mit den politisch Verantwortlichen, den Verantwortlichen in den pädagogischen Einrichtungen und insbesondere mit den Eltern, die die Versorgungsleistung für ihre Kinder so dringend brauchen. Die Aufklärung aller beteiligten Menschen über die Bedeutung von gesunder Ernährung gehört zu den wesentlichsten Aufgaben, die die Bildungs-, Gesundheits- und Sozialministerien in nächster Zeit bewerkstelligen müssen.

Der Zugang zum täglichen Schulmittagessen muss niedrigschwellig und unbürokratisch sein, das heißt insbesondere, ein sozial gerechter Zugang für alle Essensteilnehmer muss gewährleistet werden.

Die Verpflegung in Kitas und Schulen gehört fest zum Bildungsauftrag, dennoch gehören Zeit- und Platzmangel in vielen Einrichtungen leider zur Realität. Damit sich die gewünschte Qualität entfalten kann, ist es wichtig, geeignete Räume für das Mittagessen in allen Bildungseinrichtungen auszubauen und ausreichend Mittel für die Entwicklung von Ernährungskompetenz und Esskultur zur Verfügung zu stellen.

Ernährungsräte, Kinderräte und Elternräte ebnen den Weg zu besserer Kommunikation mit den Beteiligten. Auch Verbraucherbildung ist ein wichtiger Schlüssel. Es braucht gezielte Unterstützung, um Pädagogen, Eltern und Schülern eine gesunde und nachhaltige Verpflegung näher zu bringen. Informationen dazu müssen in das Zuhause der Kinder und Jugendlichen gelangen. Eine intensive und langfristige Zusammenarbeit mit den Eltern ist daher unabdingbar.

→ Es muss ein ganzheitlicher und verstärkt präventiver Ansatz in der Ernährungsstrategie gefahren werden. Es kann nicht allein Aufgabe der Cateringunternehmen sein, gesundheitspolitische Bildung durchzuführen.

SORGEN 

Cateringunternehmen sorgen sich vor allem um die wirtschaftliche Tragfähigkeit möglicher Maßnahmen der Ernährungsstrategie. Unsere Kunden sind die Kinder. Deren Wünsche sind nicht immer nur mit gesunden Lebensmitteln zu stillen. Die DGE-Standards in Reinform umzusetzen, hieße vermutlich auch, Essen für die Tonne zu produzieren. Einige Caterer befürchten Essensabmeldungen und Kundenverlust.

Es muss außerdem berücksichtigt werden, dass die Bundesländer große Unterschiede im Verbraucherverhalten aufweisen. Auch das große Gefälle zwischen Stadt und Land muss als Problemfeld erkannt werden – bestimmte Spielräume für die Dienstleistungsbetriebe sollten daher eingeräumt werden.

Aktuell verhindert die unterschiedliche Handhabung der Ausschreibungen in den Kommunen, mit teilweise totaler Aushebelung aller bekannten Standards, den Prozess des Voranschreitens auf dem Weg zu gesünderen Versorgungsangeboten. Ein großer Bedarf besteht somit beim Thema: Schulungen der ausschreibenden Stellen.

Auch alle anderen Beteiligten müssen durch passende Fortbildungen auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden: das betrifft die Küchen- und Servicekräfte auf Seiten der Caterer ebenso wie die Pädagogen in den Einrichtungen. Dazu müssen Inhalte der Ernährungsbildung Einzug in die Schullehrpläne sowie die Lehrpläne der Universitäten finden, damit die kommenden Generationen ganz selbstverständlich ein gesundes, nachhaltiges Essverhalten lernen und leben. Auch die Mitarbeiter bei den Caterern müssen angemessen geschult werden. Die Unternehmen fragen sich: Wer übernimmt die kostenintensiven Schulungsgebühren? Werden die Angebote auf die betriebsspezifischen Gegebenheiten abgestimmt?

Fragen gibt es auch bezüglich der von politischer Seite skizzierten Zeiträume der Umsetzung. Sie erscheinen in ihrer bisher kommunizierten Form wenig realistisch.

Wer von Unternehmen schnelles Handeln fordert, der muss auch auf Seiten der Behörden für Tempo sorgen. Die bürokratischen Hürden, die Caterer z. B. beim Aus- oder Umbau ihrer Küchen überwinden müssen, sind viel zu hoch. Hier brauchen wir dringend einen Wandel in den Verwaltungen – weg von der Überregulierung, hin zu schlanken Prozessen und schnellen Verfahren.

→ Die Cateringunternehmen als zentrale Akteure der täglichen Essensversorgung in den Schulen und Kitas wollen Partner der Politik sein und nicht Gegner bei der Zusammenarbeit.

KONFLIKTE

Bisher fehlt eine klare Definition des Begriffes Regionalität. Hierfür werden deutliche und gut nachvollziehbare Begriffsbeschreibungen erwartet, die bundesweit einheitlich gelten müssen.

Cateringbetriebe berichten vielfach von Schwierigkeiten bei der Beschaffung von bio-regionaler Ware – insbesondere am Beispiel von Kartoffeln und Gemüse aus Ost- und Mitteldeutschland sind uns Erfahrungen von fehlenden Ressourcen bekannt. Das Angebot am Markt reicht nicht aus, um größere Mengen zu beziehen.

Auch entsprechende Schäl- und Kühlbetriebe fehlen in vielen Regionen. Als Cateringbetriebe sind wir auf einen entsprechenden Vorverarbeitungsgrad der Lebensmittel (geschält und geschnitten, ggf. tiefgekühlt) angewiesen. Der Preis für die Ware muss in den wirtschaftlichen Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung passen. Deshalb brauchen wir finanzierungssichernde Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Acker bis zum Teller.

→ Solange die Grundlagen für die Nutzung regionaler Lebensmittel fehlen – die Erzeugerbetriebe aus der Landwirtschaft, die Zulieferer und Verarbeiter – kann der Anteil von regionalen Bio-Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung kaum steigen.

DOWNLOAD: Stellungnahme als PDF

29. März 2023
Jeden Tag Veggie Day: Vegetarisches Schulessen fast überall tägliche Realität

94 Prozent der Schul- und Kitacaterer bieten täglich ein ovo-lacto-vegetarisches Mittagessen an, 21 Prozent sogar ein veganes. Fleisch und Fisch stehen nur bei 38 Prozent täglich auf dem Speiseplan. Mehr als 75 Prozent der Cateringunternehmen können sich zudem vorstellen, ihr Fleischangebot weiter zu reduzieren. Das ergab eine Umfrage des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC).

Der VDSKC hat seine Mitglieder zu ihrem Angebot von pflanzlichen und tierischen Gerichten befragt. Eine deutliche Mehrheit gab an, jeden Tag ein vegetarisches Essen im Speiseplan zu haben. Lediglich bei 6 Prozent der Befragten ist dies nicht der Fall. Drei Viertel der Caterer stehen einer weiteren Fleischreduktion positiv gegenüber, 48 Prozent möchten ihr veganes Angebot weiter ausbauen. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) befolgen bereits 86 Prozent der Befragten, obwohl deren Richtlinien zur gesunden Verpflegung von Kindern und Jugendlichen nicht verpflichtend sind. Die DGE empfiehlt, Fleisch und Fisch nur einmal pro Woche zu servieren.

„Unsere Befragung hat gezeigt, dass die meisten Cateringunternehmen der Politik weit voraus sind“, sagt Eva-Maria Lambeck, Leiterin des VDSKC-Fachressorts Nachhaltigkeit, das die Umfrage durchführte. „Während bei den verantwortlichen Stellen noch über Qualitätsstandards in der Gemeinschaftsverpflegung diskutiert wird, haben wir sie schon umgesetzt. Wir sehen bei den Schülerinnen und Schülern ein gestiegenes Bewusstsein für das persönliche Ernährungsverhalten und Faktoren wie Klimaschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und darauf reagiert.“

Die neue Ernährungsstrategie der Bundesregierung sieht u. a. mehr pflanzliche Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung vor. Ob es dafür in Zukunft konkrete Vorgaben geben soll, ist noch nicht bekannt. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer befürwortet seit langem bundesweit feste Qualitätsstandards. „Im Moment sind die regionalen Unterschiede noch sehr groß“, erklärt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Ein gesundes, abwechslungsreiches und idealerweise für die Kinder kostenfreies Mittagessen in Kitas und Schulen kann ein ganz starker Hebel für Bildungsgerechtigkeit und Krankheitsprävention sein. Es wird Zeit, dass dieses Werkzeug von der Landes- und Bundespolitik entdeckt und sinnvoll genutzt wird.“

Die befragten Cateringunternehmen sind für mehr als 420.000 Mittagsportionen täglich verantwortlich. Sie kochen für Kita- und Grundschulkinder sowie Jugendliche an weiterführenden Schulen. 50 Prozent bieten dabei täglich zwei Menülinien an, 32 Prozent drei und acht Prozent sogar vier.

16. Januar 2023
Umfrage offenbart Preistreiber bei Kita- und Schulessen
89 Prozent der Cateringunternehmen mussten 2022 ihre Preise für Kita- und Schulessen erhöhen, 82 Prozent rechnen damit, dass 2023 weitere Erhöhungen folgen werden. Verantwortlich dafür sind gestiegene Kosten für Energie, Kraftstoffe und Lebensmittel. Das ergab eine Umfrage des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC).
 
Der VDSKC hat im Dezember 2022 seine Mitglieder nach ihrer betrieblichen Kostenentwicklung befragt und nach den Auswirkungen auf die Preise pro Mahlzeit. Demnach haben sich die durchschnittlichen Einkaufspreise für Lebensmittel im vergangenen Jahr um 33 Prozent, für Kraftstoffe um 40 Prozent und für Energie sogar um 73 Prozent erhöht. „Angesichts der Kostenentwicklungen im letzten Jahr waren die meisten Cateringunternehmen dazu gezwungen, ihre Preise für das Kita- und Schulessen zu erhöhen“, berichtet Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Und auch in diesem Jahr werden vielerorts weitere Anpassungen folgen.“ 
 
In den zwei Jahren Corona inkl. Schulschließungen und Veranstaltungsverboten hatten Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung mitunter 90 Prozent Umsatzeinbußen zu verzeichnen. Von diesem Tiefpunkt konnten sie sich auch 2022 nicht erholen. Im Gegenteil: Die hohe Inflationsrate und die daraus resultierenden Preisanstiege haben die Situation weiter verschärft. Im Durchschnitt werden noch immer zehn Prozent weniger Mahlzeiten ausgegeben als vor den Krisen. „Das Problem ist, dass die Preiserhöhungen zum größten Teil von den Eltern getragen werden müssen. Je höher die Preise steigen, desto mehr Eltern melden ihre Kinder vom Essen ab“, erklärt Ralf Blauert. „Wir brauchen daher ein klares politisches Bekenntnis zur Bedeutsamkeit einer gesunden, abwechslungsreichen Kita- und Schulverpflegung. Und auch ein solides Finanzierungsmodell, das Familien entlastet. Mit der neuen Ernährungsstrategie gab es zuletzt positive Signale aus dem Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Wir hoffen sehr, dass den Worten bald Taten folgen werden.“
 
Die befragten Unternehmen erhöhten ihre Preise pro Mahlzeit im vergangenen Jahr durchschnittlich um 18 Prozent. In der Regel konnten bestehende Verträge nachverhandelt und der Lage angepasst werden. So kostet ein Mittagessen für Kitakinder derzeit im Schnitt zwischen 3,00 und 3,50 Euro, ein Essen für Grundschulkinder zwischen 4,00 und 4,50 Euro und ein Essen für Kinder an weiterführenden Schulen bis zu 5,00 Euro.
 
Der Verband setzt sich seit langem für eine kostenfreie Kita- und Schulverpflegung für alle Kinder in Deutschland ein – als Vorbild gelten andere europäische Länder wie Frankreich und Finnland, die seit Jahrzehnten erfolgreich zeigen, dass eine gesunde, kostenlose Mittagsverpflegung möglich ist und positive Auswirkungen auf Bildungsgerechtigkeit und Krankheitsprävention hat.
23. September 2022
VDSKC vergrößert Vorstand und gründet neues Fachressort

Die Mitgliederversammlung des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat ihren Vorstand gewählt. Zukünftig werden nicht mehr drei sondern neun Vertreter den Verband repräsentieren. In ihren Ämtern bestätigt wurden Ralf Blauert als 1. Vorsitzender, Heiko Höfer als 2. Vorsitzender sowie Jakob Wehner als Schatzmeister. Darüber hinaus wurden sechs weitere Vorstandsmitglieder ernannt und das Fachressort „Regionalität und Nachhaltigkeit“ gegründet.

Der VDSKC hat eine Vergrößerung seines Vorstandes beschlossen. Den Vorsitz behalten Ralf Blauert, Geschäftsführer von BlauArt Catering, und Heiko Höfer, Geschäftsführer von VielfaltMenü. Schatzmeister bleibt Jakob Wehner, Geschäftsführer der HandFest gGmbh. Darüber hinaus verstärken ab sofort Stefan Gerhardt (Frischküche Gerhardt), Silvio Kühne (SFZ CoWerk gGmbH), Eva-Maria Lambeck, Meike Müller (Abraxas gGmbH), Torsten Weiße-Köhler (Monk GbR) und Jörg Wieckenberg (mammas canteen GmbH) als Vorstandsmitglieder die Arbeit des Verbandes.

In den letzten zwölf Monaten ist der VDSKC deutlich gewachsen und hat seine Mitgliederzahl verdoppelt. Die Gründung von Fachressorts soll zukünftig die spezifischen Kompetenzen einzelner Mitglieder bündeln. Den Anfang macht das Fachressort „Regionalität und Nachhaltigkeit“, das von VDSKC-Ehrenmitglied Eva-Maria Lambeck geführt wird. „Regionalität und Nachhaltigkeit sind zwei der wichtigsten Zukunftsthemen der Branche“, erklärt Ralf Blauert. „Wir brauchen verbindliche Kriterien in der Gemeinschaftsverpflegung, die diese Relevanz widerspiegeln.“

Die Vorstandswahl fand im Rahmen des zweiten VDSKC-Tages statt, bei dem sich Cateringunternehmen in Hamburg trafen, um über die Situation der Schul- und Kitaverpflegung zu sprechen. Insbesondere die massiv gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise setzen die Caterer zurzeit unter Druck. „Als energieintensive Betriebe brauchen wir Sicherheit bezüglich der Strom- und Gasversorgung, denn ohne können wir nicht kochen“, betont Blauert. „Die Kita- und Schulverpflegung darf nicht zum Opfer weltpolitischer Auseinandersetzungen werden. Eins sollten unsere Politiker nicht vergessen: Wir sind systemrelevant. Wenn wir die Kosten für Energie nicht mehr tragen können, bekommen Millionen Kinder kein warmes Mittagessen mehr.“ Der Verband fordert daher eine Deckelung der Energiepreise und verbindliche Aussagen zur Versorgungssicherheit in den nächsten Monaten.

Darüber hinaus spricht sich der VDSKC für eine sofortige Anhebung der Einkommensgrenzen für das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) aus, so dass mehr Familien von den Zuschüssen profitieren „Wir sind uns nach wie vor einig darüber, dass an der Qualität der Verpflegung nicht gespart werden darf“, stellt Ralf Blauert klar. „Um aber eine gute, ausgewogene Mittagsverpflegung gewährleisten zu können, brauchen wir Unterstützung. Es ist nicht hinnehmbar, dass kriegs- und inflationsbedingte Zusatzkosten allein von den Schülern und deren Eltern getragen werden müssen.“

30. Mai 2022
Wichtige 7 Prozent: Ermäßigte Mehrwertsteuer auf Kita- und Schulessen muss bleiben

Die gemeinsame Mittagsmahlzeit in Schule oder Kita ist mehr als pure Nahrungsaufnahme. Kinder und Jugendliche trainieren dabei ihren Geschmackssinn, können gesunde Ernährungsgewohnheiten verinnerlichen, üben sich in sozialer Interaktion und lernen gesellschaftliche Konventionen kennen. Um dieses Potential im Sinne einer gesunden, nachhaltigen Ernährung voll auszunutzen, bedarf es staatlicher Steuerungsimpulse. Es ist Aufgabe der Politik, die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, um das Essen über den Versorgungsaspekt hinaus zu einem Aneignungs- und Bildungsraum zu machen, in dem die Wertschätzung des Essens gelebt und gelernt werden kann.

Der VDSKC setzt sich stellvertretend für alle Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Kitakinder für die Beibehaltung des ermäßigten Steuersatzes und damit mehr Bildungsgerechtigkeit ein.

⇒ Kita- und Schulessen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Die Gemeinschaftsverpflegung ist der wichtigste ernährungspolitische Gestaltungsort und zentraler Bestandteil kommunaler oder landesweiter Ernährungsstrategien. Bei der Bereitstellung des Essens in Kita und Schule handelt es sich um eine Grundversorgung. Als Gesellschaft sollten wir dieser Versorgung die Wertschätzung zukommen lassen, die ihr zusteht und den ermäßigten Steuersatz anwenden. In Deutschland muss jedes Kind die gleichen Chancen auf eine gesunde Entwicklung und Bildung erhalten. Dazu gehört, dass kein Kind mit leerem Magen lernen muss.

⇒ Ernährungsarmut verhindern

Dass das Einkommen der Eltern über den Bildungserfolg eines Kindes entscheidet, ist für eine fortschrittliche Gesellschaft ein untragbarer Zustand. Hier muss von Seiten des Staates korrigierend eingegriffen werden. Es ist elementar, dass auch Kindern aus wirtschaftlich schwachen Familien der Zugang zu einer ausgewogenen Mahlzeit pro Tag ermöglicht wird. Ein erschwinglicher Preis für das Mittagessen ist dabei ein entscheidender Faktor. Eltern sollen sich nicht zu Bittstellern degradiert sehen. Auf dem Weg zum kostenfreien Schul- und Kitaessen kann der ermäßigte Steuersatz als Zwischenlösung richtige Anreize setzen.

⇒ Gesunde und nachhaltige Ernährungsgewohnheiten etablieren

Grundsätze einer ausgewogenen, gesunden Ernährung können am besten im Kindesalter erlernt und verfestigt werden. Eine hochwertige Gemeinschaftsverpflegung kann ihren Teil dazu beitragen. Wenn Kinder bereits früh lernen, was gesunde Ernährung bedeutet, werden sie auch im Erwachsenenalter weniger Probleme mit Übergewicht und Folgeerscheinungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen bekommen. Eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung bedeutet Krankheitsprävention und aktive Gesundheitsförderung. Auch im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels kann die Mittagsversorgung positive Impulse setzen. Ein Verhalten, das weniger Fleischverzehr und mehr regionale Lebensmittel vorsieht, kann gezielt im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung erlernt werden. Kita- und Schulcaterer können zur Ernährungssouveränität beitragen, indem sie
kleinbäuerliche Strukturen mit regionalen Angeboten unterstützen.

⇒ Den Worten Taten folgen lassen

Anlässlich des Tages der Kitaverpflegung hat Dr. Manuela Rottmann, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung gesagt: „Unsere Kinder und Jugendlichen sollen sich in Kitas und Schulen wohlfühlen und gesund und nachhaltig ernähren können. Dies gelingt, indem zum Beispiel mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel auf den Tisch kommen. Ich appelliere dringend an die Verantwortlichen in Kitas und Schulen, die DGE-Qualitätsstandards umzusetzen. Denn von einer gesunden und nachhaltigen Kita- und Schulverpflegung profitiert jedes Kind, unabhängig vom Bildungsstand und Portemonnaie der Eltern. Hier haben wir die große Chance, die Weichen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu stellen, der bis ins Erwachsenenalter hinein prägend ist.“ Auch der Ampel-Koalitionsvertrag spricht sich für mehr regionale und ökologische Erzeugnisse in der Verpflegung aus. Die Umsetzung dieser Forderungen ist jedoch nicht zum Nulltarif zu haben – damit die Elternbeiträge für Kita- und Schulverpflegung in einem akzeptablen Rahmen bleiben, muss der Mehrwertsteuersatz für Kita- und Schulverpflegung bei sieben Prozent bleiben oder gänzlich abgeschafft werden.

⇒ Warum werden Studierende steuerlich bevorteilt?

Studierende zahlen in den Mensen ihrer Universitäten gar keine Mehrwertsteuer auf das Mittagessen. Wie ist so eine Ungleichbehandlung innerhalb der gleichen Branche zu rechtfertigen? Wieso entscheidet die Unternehmensform über den Preis, den die Verbraucher zahlen müssen und nicht der Sinn und Zweck der Aufgabe? Schul- und Kitacaterer bemühen sich genauso um ausgewogene Mahlzeiten wie Studentenwerke. Eine Gleichstellung bei der Besteuerung wäre fair und nachhaltig.

⇒ Steuererhöhung wäre Todesstoß für viele Cateringunternehmen

In der derzeitigen Situation zusätzlich zwölf Prozent abgeben zu müssen, wäre für viele Unternehmen der Todesstoß – insbesondere nachdem die Corona-Pandemie sämtliche Reserven aufgebraucht hat. Eine Erhöhung des Preises in Richtung der Eltern oder Träger würde ähnlich fatale Auswirkungen haben. Die wichtige Grundversorgung der Kinder wäre gefährdet. Es kann nicht im Sinne des Gesetzgebers sein, dass der Auftrag, Kinder mit einem warmen Essen am Tag zu versorgen, nicht mehr umgesetzt werden kann, weil Caterer ihre Unternehmen schließen müssen oder weil Eltern es sich nicht mehr leisten können und ihre Kinder von den Mahlzeiten abmelden.

⇒ DGE, DEHOGA, UN – Starke Bündnispartner

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sprechen sich ebenfalls für Steuersenkungen zur Verbesserung der Essensqualität aus. Sie argumentieren, dass eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Essen in Schulen und Kitas auf sieben Prozent ein wichtiger Schritt wäre, um den Kostendruck für die Anbieter zu reduzieren. Die Vereinten Nationen setzen sich im Rahmen ihres Welternährungsprogramms (World Food Programme, WFP) für Schulspeisungen ein, um Hunger zu bekämpfen. Die vom WFP initiierte Strategie zur Schulverpflegung für die Dekade 2020 bis 2030 zielt auf die Schaffung gesundheitsförderlicher Ernährungsumgebungen in Schulen ab. Für viele Kinder sei die Mahlzeit in der Schule Hauptbestandteil ihrer täglichen Ernährung.

⇒ Europäische Vorbilder: Bessere Gesundheit durch kostenloses Essen

Andere europäische Länder machen vor, wie kostenfreies Schulessen funktionieren kann und welche Vorteile es bietet. Estland, Finnland, Norwegen oder Schweden etwa stellen sicher, dass an staatlichen Schulen jeder Schüler freien Zugang zu einer warmen Mahlzeit bekommt. Damit werden nicht nur soziale Unterschiede erfolgreich ausgeglichen. Eine schwedische Langzeitstudie hat herausgestellt, dass ein kostenloses, hochwertiges Mittagessen zu besserer Gesundheit, besserer Bildung und schließlich sogar zu einem höheren Lebenseinkommen führt. Langfristig profitiert davon die gesamte Gesellschaft.

⇒ Ziel: Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder in Deutschland

Der VDSKC spricht sich auf lange Sicht für ein kostenfreies Mittagessen für Kinder in Kitas und Schulen aus. Eine wohlhabende Gesellschaft wie die deutsche kann es sich ohne Probleme leisten, jedem Kind eine vollwertige, warme Mahlzeit pro Tag zur Verfügung zu stellen. Es ist lediglich eine Frage der Prioritäten: Wie wichtig sind uns gesunde Kinder? Wie wichtig, dass Schüler konzentriert lernen können? Wie wichtig, dass Ernährungsbildung auch praktisch umgesetzt wird? Wie wichtig der Ausgleich sozialer Ungerechtigkeiten? Staatliche Einrichtungen sollten Unterschiede im Einkommen der Eltern nicht bei Kindern weiter zementieren.

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12. April 2022
Gebeutelte Branche: Kita- und Schulcaterer erneut am Limit (Brandbrief)

Steigende Diesel- und Benzinpreise, zusätzliche Liefergebühren, Marktengpässe bei Obst und Gemüse sowie die höchste Inflationsrate seit 48 Jahren – Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung sehen sich zum wiederholten Male erheblichen Mehrbelastungen ausgesetzt. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer fordert die politisch Verantwortlichen auf, Entlastungen für betroffene Unternehmen und Sonderregelungen bei öffentlichen Aufträgen zu veranlassen.

Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht überstanden, da trifft die Cateringbranche der nächste Hammerschlag. Der Krieg in der Ukraine hat eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Ende die Schul- und Kitacaterer in Deutschland mit massiven Mehrkosten konfrontiert sind, ohne sie ausgleichen zu können:

  • Die Preise für Gemüse aus Spanien, Italien, Portugal haben sich verdreifacht.
  • Speditionen erheben neue Gebühren pro Stopp, was je nach Unternehmensgröße tausende Euro pro Monat zusätzlich bedeutet.
  • Strompreise sind teilweise ums Doppelte gestiegen. Für eine Branche, die auf Energie fürs Kochen angewiesen ist, eine verheerende Entwicklung.
  • Die Inflationsrate erreicht einen historischen Höchstwert und ein baldiges Ende ist nicht absehbar.
  • Coronahilfen laufen zum Ende des Jahres endgültig aus.

Das Problem: In den Verträgen für Schul- und Kitaessen sind feste Preise pro Essen fixiert, die auf wirtschaftlichen Annahmen beruhen, die in keiner Weise mehr der aktuellen Lage entsprechen. Wir als Caterer können so nicht weitermachen. Wir wollen frische, abwechslungsreiche Mahlzeiten anbieten, können es unter den gegebenen Umständen aber nicht mehr. Wir stehen vor der Entscheidung: Die Qualität des Essens senken oder die zusätzlichen Kosten an Kinder und deren Eltern weitergeben. Letzteres würde eine neue Abmeldungswelle auslösen. Ein warmes Mittagessen in Schule oder Kita würde noch mehr zum Prestige der Wohlhabenden.

Deshalb ist es an der Zeit, dass der Staat eingreift. Eine Regierung, die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen in ihrem Koalitionsvertrag explizit hervorhebt, muss jetzt zeigen, dass ihr dieses Anliegen ernst ist. Verträge zwischen Caterern und der öffentlichen Hand müssen flexibel und unbürokratisch nachverhandelt und den gegebenen Umständen angepasst werden. Und zwar nicht nächsten Monat oder nach den Sommerferien, sondern jetzt!

Brandbrief als PDF

13. Januar 2022
Hamburg streicht Schulessenzuschuss: „Inakzeptable Mehrbelastung“

Der Hamburger Senat hat beschlossen, seine Subventionen für vergünstigtes Schulessen nicht fortzuführen. Für Eltern fallen damit ab 1. Februar 2022 etwa 50 Cent Mehrkosten pro Essen an. Betroffen sind 40.000 schulpflichtige Kinder, deren Teilnahme am Mittagessen gefährdet ist. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) kritisiert die Entscheidung und fordert ein grundsätzliches Umdenken.

Der Beschluss des Hamburger Senats fällt in eine denkbar ungünstige Zeit: Corona-Beschränkungen belasten die Gastronomie seit zwei Jahren übermäßig stark, die Inflation erreichte mit 5,3 Prozent im Dezember 2021 einen neuen Höchstwert, insbesondere die Preise für Energie und Lebensmittel sind zuletzt gestiegen. „Wir blicken mit völligem Unverständnis auf die Entscheidung“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Gerade für Familien mit mehreren Kindern ist ein Preissprung von mehr als 14 Prozent pro Mittagessen eine inakzeptable Mehrbelastung.“ In Hamburg profitierten zwei Drittel aller Essenskinder von der städtischen Bezuschussung, die erst Anfang 2020 – kurz vor der Bürgerschaftswahl – eingeführt wurde.

Mit der sozialen Preisstaffelung, die in Hamburger Grundschulen angewendet wird, hat die Stadt ein sinnvolles und erprobtes politisches Mittel an der Hand. Die sogenannte Sozialstaffel bezuschusst für Kinder der Klassen 1 bis 4 das Essen in Abhängigkeit vom Einkommen der Eltern. Das Geld dafür stammt aus Haushaltsmitteln der Hansestadt. Für ebenso viele Kinder trägt der Bund im Rahmen des Starke-Familien-Gesetzes die Kosten des Mittagessens. Das Ergebnis der hohen Zuschussquote ist eine fast einhundertprozentige Essensbeteiligung bei den Grundschulkindern. Ab Klasse 5 fallen alle Unterstützungen weg und bewirken ein deutliches Absinken der Essensquote.

Hamburger Cateringunternehmen befürchten nun einen weiteren Anstieg an Essensabmeldungen. Bereits seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Zahlen der teilnehmenden Schüler rückläufig. „Der Zugang zu einer ausgewogenen, warmen Mahlzeit für jedes Schulkind muss niederschwellig sein und sollte nicht vom Einkommen der Eltern abhängen“, findet Ralf Blauert. Der Verband setzt sich daher bundesweit für eine komplette Kostenübernahme der Schulverpflegung ein. „Eine Ausweitung der Sozialstaffel auf alle Klassen in Hamburg wäre in diesen Zeiten ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade von einem rot-grünen Senat hätten wir eine sozialverträgliche Lösung bei so einem wichtigen Thema erwartet“, ergänzt er.

20. Dezember 2021
VDSKC kommentiert Koalitionsvertrag: „Vielversprechende Ansätze“

Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) begrüßt die Vorhaben zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen, die im Koalitionsvertrag der neuen Regierung aus SPD, Grünen und FDP festgehalten sind. Nach vielen Jahren der politischen Untätigkeit fordern Cateringunternehmen ein zeitnahes Implementieren von verbindlichen bundesweiten Standards in der Gemeinschaftsverpflegung.

Der VDSKC hat in einer offiziellen Stellungnahme den Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung kommentiert. „Wir befürworten die Entwicklung einer umfassenden Ernährungsstrategie und bringen unsere Expertise gern in die Diskussion ein“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des Verbandes, in Hinblick auf den zentralen Punkt der künftigen Ernährungspolitik. „Es gibt einige vielversprechende Ansätze in Bezug auf die Schul- und Kitaverpflegung“, ergänzt er. „Wir hoffen auf deren baldige Umsetzung, so dass Kinder in Kitas und Schulen von einer besseren Versorgung profitieren, aber auch wir als Cateringunternehmen mehr Planungssicherheit gewinnen.“

Seit Jahren plädiert der Verband für verbindliche Standards, die sich an den DGE-Richtlinien orientieren. Bisher blieb die Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung allerdings oft den einzelnen Caterern überlassen. Ausschreibungen stützten sich zu selten auf diese etablierten und wissenschaftlich fundierten Standards, sondern machten den Preis zum wichtigsten Entscheidungskriterium bei der Vergabe von Aufträgen. Nur drei der 16 Bundesländer verfolgen bislang eine Ausschreibungspraxis, die die DGE-Regeln berücksichtigen. „In diesem Punkt besteht noch viel Luft nach oben“, findet Blauert. „Wir müssen uns endlich von der Pfennigfuchserei verabschieden und Gesundheit und Nachhaltigkeit zu festen Kriterien in der Kita- und Schulverpflegung machen.“

SPD, Grüne und FDP wollen sich verstärkt für den Ausbau regionaler und ökologischer Erzeugnisse einsetzen. Auch der VDSKC begrüßt Quoten für die Verwendung ökologischer Zutaten bei der Essenszubereitung. Das neue Berliner Vergabegesetz etwa zeigt, wie Bio-Kriterien in eine allgemeingültige Leistungsbeschreibung integriert werden können. Bei der Umsetzung in der Praxis müsse aber die Verfügbarkeit der Produkte mitgedacht werden, gibt der Verband zu bedenken. Bevor Bio-Gemüse auf allen Tellern landen kann, müssten die landwirtschaftlichen Flächen für ökologische Produkte geschaffen werden.

Die komplette Stellungnahme des VDSKC zum Koalitionsvertrag finden Sie auf der Webseite unter https://www.vdskc.de/statement-zum-koalitionsvertrag/

14. September 2021
Rechtswidrige Ausschreibungen – Berliner Vergabekammer mahnt Bezirk ab

Die Musterausschreibung für die Vergabe des Schulessens in Berlin ist rechtswidrig. Das stellte die Vergabekammer des Landes fest, die in ihrem Beschluss zahlreiche inhaltliche Mängel beanstandete. Sie beklagt u.a. gravierende Fehler in der Leistungsbeschreibung, eine mangelhafte Dokumentation, eine nicht nachvollziehbare Festpreisregelung sowie unklare und widersprüchliche Angaben. Geklagt hatte ein Mitglied des VDSKC, dessen vorherige Rüge beim Bezirk Treptow-Köpenick abgewiesen worden war.

Die Vergabekammer des Landes Berlin hat eine Beschwerde gegen die amtliche Ausschreibungspraxis beim Schulessen zugunsten der Schulcaterer entschieden. Als Folge daraus ist der Bezirk Treptow-Köpenick jetzt verpflichtet, seine Ausschreibungstexte zu überarbeiten und die beklagten Punkte zu korrigieren. Betroffen sind allerdings auch alle anderen Bezirke, da die Musterausschreibung ab Februar 2020 von den Berliner Bezirken einheitlich zur Anwendung kam. „Das ist eine Entscheidung mit Strahlkraft über den Bezirk Treptow-Köpenick und das Land Berlin hinaus“, betont Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Cateringunternehmen müssen grob fehlerhafte Ausschreibungen nicht hinnehmen. Dieser Beschluss zeigt ganz klar: Wenn Gespräche nicht möglich sind, sollte der Rechtsweg beschritten werden.“

Zentraler Kritikpunkt der Vergabekammer ist, dass die Leistungsbeschreibung, die die Cateringunternehmen als Grundlage für ihre Kalkulation nehmen müssen, „nicht eindeutig und nicht erschöpfend“ ist. Dieser Umstand sei eine eindeutige Verletzung der Bieterrechte. Konkret geht es um eine mangelhafte Darstellung des Umfangs der Sonderkostformen und der Kaltverpflegung, um die Zeiten der Essensausgabe, die Verpflegung in den Ferien und an Ausflugstagen sowie die Vorgaben zu den erlaubten Garmethoden. Zudem fehlt es an einer nachvollziehbaren und überprüfbaren Dokumentation zur Ermittlung des vorgegebenen Festpreises pro Essensportion. Die Kammer stellt angesichts der intransparenten Angaben fest, dass eine realistische Kalkulation nicht möglich ist.

Für Caterer, die sich 2020 im Bezirk Treptow-Köpenick um Schulessenverträge beworben haben, ergibt sich deshalb ein Schadensersatzanspruch. „Wir rufen alle betroffenen Cateringunternehmen dazu auf, ihre Ansprüche geltend zu machen“, sagt Blauert. „Der derzeitige Vertrag ist unzumutbar und voller Widersprüche. Wir fordern den Senat und die Bezirke auf, die Mängel schnellstmöglich zu beheben und für eine faire Vergabepraxis zu sorgen.“ Auch noch offene Vergabeverfahren in Berlin können mit dem aktuellen Beschluss angefochten werden.

In Berlin ist das Mittagessen in Grundschulen seit 2019 für alle Kinder kostenfrei. Die aktuelle Musterausschreibung für weiterführende Schulen wurde im Land Berlin im Herbst 2019 grundlegend überarbeitet.

18. Mai 2021
Schul- und Kitacaterer beklagen starke Umsatzeinbußen und mangelnde Perspektive

Auch mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland erreichen Schul- und Kitacaterer im Durchschnitt nur etwa die Hälfte ihres Vor-Corona-Umsatzes. Das ergab eine Befragung des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) unter seinen Mitgliedsunternehmen. Demnach liegt der wirtschaftliche Verlust in 2021 noch immer bei 50 bis 60 Prozent pro Monat. Branchenvertreter berichten von zunehmender Entsolidarisierung.

„Wir verbrennen alle Rücklagen, die Luft wird immer dünner.“ Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC, spricht aus, was viele Cateringunternehmen denken. „Wir versuchen gerade krampfhaft, irgendwie bis zu den Sommerferien zu überleben. Doch es fehlt jede Perspektive für die Zeit danach. Von der Politik kommt nichts – gar nichts.“ 2020 hatten die Mitglieder des Verbandes Rückgänge von bis zu 90 Prozent zu verzeichnen. Ein Jahr später sind Umsatzeinbußen von bis zu 60 Prozent noch immer die Regel. Das Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben hat sich weiter verschärft. Besonders die Regelungen zum Infektionsschutz belasten den Alltagsbetrieb in den Schulen und Kitas: So sind der organisatorische Aufwand und der Zeitaufwand bei der Essensausgabe bei allen Caterern gravierend gestiegen. Hinzu kommen hohe Kosten für Schutzausrüstungen und Tests. Gleichzeitig nehmen viel weniger Kinder das Mittagsangebot wahr, in Berlin etwa ist ein warmes Mittagessen ab Klasse 7 sogar untersagt. Unternehmen beklagen außerdem die Abwanderung von Mitarbeitern, die die ständige Ungewissheit nicht mehr ertragen könnten.

„Die Branche wird mit Anordnungen überflutet und von Hilfen ausgespart“, berichtet Ralf Blauert weiter. Er ist besonders frustriert von der mangelnden Gesprächsbereitschaft der Ministerien. „Die wissen seit 15 Monaten, was los ist, reagieren aber nicht.“ Das Politikversagen zeige sich mittlerweile auch im Umgang mit den Kunden. Die Stimmung werde aggressiver. „Auch in den Kitas und Schulen liegen die Nerven blank“, berichtet Blauert. „Wir fühlen uns völlig allein gelassen.“ Kernzielgruppe der Schul- und Kitacaterer sind Kinder bis zum 12. Lebensjahr. Impfungen sind für sie in naher Zukunft nicht verfügbar. Wie soll es also weitergehen? „Es braucht jetzt dringend konkrete Aussagen für das kommende Schuljahr“, fordert der VDSKC. „Statt weiter zu schweigen, sollen die Kultusminister endlich mit den Caterern reden.“

Vor Corona versorgten die Mitglieder des VDSKC Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen mit bis zu 150.000 Mahlzeiten am Tag. Sie waren systemrelevanter Bestandteil des gesetzlichen Bildungs- und Kinderbetreuungsauftrags. Jetzt stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz.

20. Januar 2021
Umsatzrückgänge von bis zu 90 Prozent – Branche leidet unter Coronamaßnahmen

Der Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat Cateringunternehmen zu ihren Geschäften im Coronajahr 2020 befragt. Demnach litt die Branche unter starken Umsatzeinbußen, unzureichenden Hilfsmitteln und Mehrkosten für Hygienekonzepte. Da auch Anfang 2021 keine Erholung der Situation in Sicht ist, fordert der Verband schnelle und einheitliche Hilfen von der Politik.

Der erste Lockdown ab März 2020 hat der Schulcateringbranche stark zugesetzt. In der Umfrage, die der VDSKC im Dezember durchführte, gaben 76 Prozent der Unternehmen einen Umsatzrückgang zwischen 70 und 90 Prozent bis Juli an. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Hygieneartikel bei 92 Prozent, für Personalstunden bei 83 Prozent und für Verwaltungsaufwand bei 88 Prozent der Unternehmen. Im Laufe des Jahres waren alle befragten Caterer mit Liquiditätsengpässen konfrontiert, 36 Prozent mussten deshalb Mitarbeitende entlassen. Die im ersten Halbjahr zur Verfügung gestellten Überbrückungshilfen wurden von 65 Prozent der Befragten für absolut unzureichend erklärt.

„Niemand in der Branche rechnet mit baldigen Lockerungen“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. Für viele der Mitgliedsunternehmen sei die Lage mittlerweile existenzbedrohend. „Wir brauchen dringend Fördermittel, die bei uns ankommen – mit einheitlichen Regelungen, die sich am entgangenen Umsatz orientieren. Zurzeit werden wir per Verordnung zum Nichtstun gezwungen, ohne dass es dafür eine Entschädigung gibt. Es kann nicht sein, dass die Caterer, die seit Jahren die gesunde, ausgewogene Ernährung von Kindern sicherstellen, allein gelassen werden.“ Der Verband spricht sich zudem für eine dauerhaft reduzierte Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent in der Gastronomie – insbesondere in Kita- und Schulspeisung – aus.

Die Mitglieder des VDSKC produzieren regulär zwischen 130.000 und 150.000 Mahlzeiten am Tag, versorgen damit Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen und leisten einen systemrelevanten Beitrag zum gesetzlichen Bildungs- und Kinderbetreuungsauftrag. Bereits im Mai 2020 hatte der Verband in einem Offenen Brief an die Politik versucht, Gehör für die Schwierigkeiten der Branche zu finden. „Bis heute haben wir darauf keine Reaktion erhalten“, klagt Blauert.

Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) wurde 2012 in Berlin gegründet und fungiert als Interessenvertretung der Schulcaterer gegenüber Politik, Verwaltung und Schulträgern. Der Verband fordert einheitliche Qualitätsstandards und bundesweit vergleichbare Preise für die Gemeinschaftsverpflegung, setzt sich für eine gesunde und ausgewogene Ernährung in Kitas und Schulen ein und treibt die Verwendung regionaler Bio-Lebensmittel voran.
20. November 2020
VDSKC wählt neuen Vorstand – Gründungsvorstand verabschiedet

Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat Ralf Blauert zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Zum neuen Schatzmeister ist Jakob Wehner ernannt worden, 2. Vorsitzender bleibt wie bisher Heiko Höfer. Parallel wurden die beiden Gründungsmitglieder des Verbandes, Rolf Hoppe und Klaus Kühn, feierlich aus dem Vorstand verabschiedet.

„Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen“, sagt Ralf Blauert und nennt erste Ziele für die künftige Verbandsarbeit: „Wir wollen stärker bundesweit aktiv werden, mehr Mitglieder gewinnen und das Thema Regionalität bei Lebensmitteln vorantreiben.“ Die gesellschaftliche Bedeutung nachhaltiger Schulverpflegung müsse in der Öffentlichkeit mehr Präsenz erhalten. Dafür will sich der Verband 2021 intensiv einsetzen.

Ralf Blauert ist gelernter Koch und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Schulcatering. 1994 hat er sein Unternehmen BlauArt in Potsdam gegründet und ist derzeit für die Versorgung von 4.000 Kita- und Schulkindern verantwortlich. Neben ihm werden Heiko Höfer, Regionaldirektor Nord bei Sodexo, und Jacob Wehner, Prokurist im Inklusionsbetrieb Handfest, die Verbandsarbeit für die nächsten zwei Jahre leiten.

Der Verband bedankt sich außerdem bei den scheidenden Vorstandsmitgliedern Rolf Hoppe und Klaus Kühn. „Ihr Engagement und Sachverstand, Ihre Geduld und Ausdauer sowie der Glaube an die gute Sache haben unsere Arbeit entscheidend geprägt“, resümiert Ralf Blauert.

Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) wurde 2012 in Berlin gegründet und fungiert als Interessenvertretung der Schulcaterer gegenüber Politik, Verwaltung und Schulträgern. Der Verband fordert einheitliche Qualitätsstandards und einen Festpreis bei der Gemeinschaftsverpflegung, setzt sich für eine gesunde und ausgewogene Ernährung in Kitas und Schulen ein und treibt die Verwendung regionaler Bio-Lebensmittel voran.

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Ralf Blauert
Ralf Blauert
13.09.2023, München: VDSKC-Tag in München. Foto: Matthias Balk
Stephan Gerhardt, Eva-Maria Lambeck, Jakob Wehner, Ralf Blauert, Meike Müller, Jörg Wieckenberg (v.l.n.r.)
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VDSKC-Mitglieder beim Verbandstag, April 2024
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