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Das Thema einer bundesweiten Ernährungsstrategie wird im VDSKC kontrovers diskutiert. Wir erleben von den Mitgliedsbetrieben sehr unterschiedliche Positionen, die mit viel Leidenschaft vertreten werden. Sie spiegeln das breite Spektrum der gesellschaftlichen Zerrissenheit bei Ernährungsthemen wider.
→ Einigkeit herrscht beim Punkt Klimaschutz: Er stellt bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit gesunder Gemeinschaftsverpflegung für Cateringunternehmen ein hohes und zu förderndes Gut dar.
VISION
VDSKC-Caterer zeigen grundsätzlich große Bereitschaft, sich für die Ziele der Ernährungsstrategie einzusetzen und die Gemeinschaftsverpflegung nachhaltiger, gesundheitsförderlicher, tierwohlorientierter, inklusiver und vor allem klimafreundlicher zu gestalten. Das beste Verpflegungsangebot für Kinder und Jugendliche im Schulalltag zu gewährleisten, steht für sie alle schon heute im Mittelpunkt ihres Tagesgeschehens.
Was wir dringend benötigen, sind klare Rahmenbedingungen für gutes Essen. Sie sollten in allen öffentlichen Einrichtungen gleichermaßen gelten. Es braucht einen Schulterschluss mit den politisch Verantwortlichen, den Verantwortlichen in den pädagogischen Einrichtungen und insbesondere mit den Eltern, die die Versorgungsleistung für ihre Kinder so dringend brauchen. Die Aufklärung aller beteiligten Menschen über die Bedeutung von gesunder Ernährung gehört zu den wesentlichsten Aufgaben, die die Bildungs-, Gesundheits- und Sozialministerien in nächster Zeit bewerkstelligen müssen.
Der Zugang zum täglichen Schulmittagessen muss niedrigschwellig und unbürokratisch sein, das heißt insbesondere, ein sozial gerechter Zugang für alle Essensteilnehmer muss gewährleistet werden.
Die Verpflegung in Kitas und Schulen gehört fest zum Bildungsauftrag, dennoch gehören Zeit- und Platzmangel in vielen Einrichtungen leider zur Realität. Damit sich die gewünschte Qualität entfalten kann, ist es wichtig, geeignete Räume für das Mittagessen in allen Bildungseinrichtungen auszubauen und ausreichend Mittel für die Entwicklung von Ernährungskompetenz und Esskultur zur Verfügung zu stellen.
Ernährungsräte, Kinderräte und Elternräte ebnen den Weg zu besserer Kommunikation mit den Beteiligten. Auch Verbraucherbildung ist ein wichtiger Schlüssel. Es braucht gezielte Unterstützung, um Pädagogen, Eltern und Schülern eine gesunde und nachhaltige Verpflegung näher zu bringen. Informationen dazu müssen in das Zuhause der Kinder und Jugendlichen gelangen. Eine intensive und langfristige Zusammenarbeit mit den Eltern ist daher unabdingbar.
→ Es muss ein ganzheitlicher und verstärkt präventiver Ansatz in der Ernährungsstrategie gefahren werden. Es kann nicht allein Aufgabe der Cateringunternehmen sein, gesundheitspolitische Bildung durchzuführen.
SORGEN
Cateringunternehmen sorgen sich vor allem um die wirtschaftliche Tragfähigkeit möglicher Maßnahmen der Ernährungsstrategie. Unsere Kunden sind die Kinder. Deren Wünsche sind nicht immer nur mit gesunden Lebensmitteln zu stillen. Die DGE-Standards in Reinform umzusetzen, hieße vermutlich auch, Essen für die Tonne zu produzieren. Einige Caterer befürchten Essensabmeldungen und Kundenverlust.
Es muss außerdem berücksichtigt werden, dass die Bundesländer große Unterschiede im Verbraucherverhalten aufweisen. Auch das große Gefälle zwischen Stadt und Land muss als Problemfeld erkannt werden – bestimmte Spielräume für die Dienstleistungsbetriebe sollten daher eingeräumt werden.
Aktuell verhindert die unterschiedliche Handhabung der Ausschreibungen in den Kommunen, mit teilweise totaler Aushebelung aller bekannten Standards, den Prozess des Voranschreitens auf dem Weg zu gesünderen Versorgungsangeboten. Ein großer Bedarf besteht somit beim Thema: Schulungen der ausschreibenden Stellen.
Auch alle anderen Beteiligten müssen durch passende Fortbildungen auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden: das betrifft die Küchen- und Servicekräfte auf Seiten der Caterer ebenso wie die Pädagogen in den Einrichtungen. Dazu müssen Inhalte der Ernährungsbildung Einzug in die Schullehrpläne sowie die Lehrpläne der Universitäten finden, damit die kommenden Generationen ganz selbstverständlich ein gesundes, nachhaltiges Essverhalten lernen und leben. Auch die Mitarbeiter bei den Caterern müssen angemessen geschult werden. Die Unternehmen fragen sich: Wer übernimmt die kostenintensiven Schulungsgebühren? Werden die Angebote auf die betriebsspezifischen Gegebenheiten abgestimmt?
Fragen gibt es auch bezüglich der von politischer Seite skizzierten Zeiträume der Umsetzung. Sie erscheinen in ihrer bisher kommunizierten Form wenig realistisch.
Wer von Unternehmen schnelles Handeln fordert, der muss auch auf Seiten der Behörden für Tempo sorgen. Die bürokratischen Hürden, die Caterer z. B. beim Aus- oder Umbau ihrer Küchen überwinden müssen, sind viel zu hoch. Hier brauchen wir dringend einen Wandel in den Verwaltungen – weg von der Überregulierung, hin zu schlanken Prozessen und schnellen Verfahren.
→ Die Cateringunternehmen als zentrale Akteure der täglichen Essensversorgung in den Schulen und Kitas wollen Partner der Politik sein und nicht Gegner bei der Zusammenarbeit.
KONFLIKTE
Bisher fehlt eine klare Definition des Begriffes Regionalität. Hierfür werden deutliche und gut nachvollziehbare Begriffsbeschreibungen erwartet, die bundesweit einheitlich gelten müssen.
Cateringbetriebe berichten vielfach von Schwierigkeiten bei der Beschaffung von bio-regionaler Ware – insbesondere am Beispiel von Kartoffeln und Gemüse aus Ost- und Mitteldeutschland sind uns Erfahrungen von fehlenden Ressourcen bekannt. Das Angebot am Markt reicht nicht aus, um größere Mengen zu beziehen.
Auch entsprechende Schäl- und Kühlbetriebe fehlen in vielen Regionen. Als Cateringbetriebe sind wir auf einen entsprechenden Vorverarbeitungsgrad der Lebensmittel (geschält und geschnitten, ggf. tiefgekühlt) angewiesen. Der Preis für die Ware muss in den wirtschaftlichen Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung passen. Deshalb brauchen wir finanzierungssichernde Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Acker bis zum Teller.
→ Solange die Grundlagen für die Nutzung regionaler Lebensmittel fehlen – die Erzeugerbetriebe aus der Landwirtschaft, die Zulieferer und Verarbeiter – kann der Anteil von regionalen Bio-Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung kaum steigen.
94 Prozent der Schul- und Kitacaterer bieten täglich ein ovo-lacto-vegetarisches Mittagessen an, 21 Prozent sogar ein veganes. Fleisch und Fisch stehen nur bei 38 Prozent täglich auf dem Speiseplan. Mehr als 75 Prozent der Cateringunternehmen können sich zudem vorstellen, ihr Fleischangebot weiter zu reduzieren. Das ergab eine Umfrage des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC).
Der VDSKC hat seine Mitglieder zu ihrem Angebot von pflanzlichen und tierischen Gerichten befragt. Eine deutliche Mehrheit gab an, jeden Tag ein vegetarisches Essen im Speiseplan zu haben. Lediglich bei 6 Prozent der Befragten ist dies nicht der Fall. Drei Viertel der Caterer stehen einer weiteren Fleischreduktion positiv gegenüber, 48 Prozent möchten ihr veganes Angebot weiter ausbauen. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) befolgen bereits 86 Prozent der Befragten, obwohl deren Richtlinien zur gesunden Verpflegung von Kindern und Jugendlichen nicht verpflichtend sind. Die DGE empfiehlt, Fleisch und Fisch nur einmal pro Woche zu servieren.
„Unsere Befragung hat gezeigt, dass die meisten Cateringunternehmen der Politik weit voraus sind“, sagt Eva-Maria Lambeck, Leiterin des VDSKC-Fachressorts Nachhaltigkeit, das die Umfrage durchführte. „Während bei den verantwortlichen Stellen noch über Qualitätsstandards in der Gemeinschaftsverpflegung diskutiert wird, haben wir sie schon umgesetzt. Wir sehen bei den Schülerinnen und Schülern ein gestiegenes Bewusstsein für das persönliche Ernährungsverhalten und Faktoren wie Klimaschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit. Wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und darauf reagiert.“
Die neue Ernährungsstrategie der Bundesregierung sieht u. a. mehr pflanzliche Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung vor. Ob es dafür in Zukunft konkrete Vorgaben geben soll, ist noch nicht bekannt. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer befürwortet seit langem bundesweit feste Qualitätsstandards. „Im Moment sind die regionalen Unterschiede noch sehr groß“, erklärt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Ein gesundes, abwechslungsreiches und idealerweise für die Kinder kostenfreies Mittagessen in Kitas und Schulen kann ein ganz starker Hebel für Bildungsgerechtigkeit und Krankheitsprävention sein. Es wird Zeit, dass dieses Werkzeug von der Landes- und Bundespolitik entdeckt und sinnvoll genutzt wird.“
Die befragten Cateringunternehmen sind für mehr als 420.000 Mittagsportionen täglich verantwortlich. Sie kochen für Kita- und Grundschulkinder sowie Jugendliche an weiterführenden Schulen. 50 Prozent bieten dabei täglich zwei Menülinien an, 32 Prozent drei und acht Prozent sogar vier.
Die Mitgliederversammlung des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat ihren Vorstand gewählt. Zukünftig werden nicht mehr drei sondern neun Vertreter den Verband repräsentieren. In ihren Ämtern bestätigt wurden Ralf Blauert als 1. Vorsitzender, Heiko Höfer als 2. Vorsitzender sowie Jakob Wehner als Schatzmeister. Darüber hinaus wurden sechs weitere Vorstandsmitglieder ernannt und das Fachressort „Regionalität und Nachhaltigkeit“ gegründet.
Der VDSKC hat eine Vergrößerung seines Vorstandes beschlossen. Den Vorsitz behalten Ralf Blauert, Geschäftsführer von BlauArt Catering, und Heiko Höfer, Geschäftsführer von VielfaltMenü. Schatzmeister bleibt Jakob Wehner, Geschäftsführer der HandFest gGmbh. Darüber hinaus verstärken ab sofort Stefan Gerhardt (Frischküche Gerhardt), Silvio Kühne (SFZ CoWerk gGmbH), Eva-Maria Lambeck, Meike Müller (Abraxas gGmbH), Torsten Weiße-Köhler (Monk GbR) und Jörg Wieckenberg (mammas canteen GmbH) als Vorstandsmitglieder die Arbeit des Verbandes.
In den letzten zwölf Monaten ist der VDSKC deutlich gewachsen und hat seine Mitgliederzahl verdoppelt. Die Gründung von Fachressorts soll zukünftig die spezifischen Kompetenzen einzelner Mitglieder bündeln. Den Anfang macht das Fachressort „Regionalität und Nachhaltigkeit“, das von VDSKC-Ehrenmitglied Eva-Maria Lambeck geführt wird. „Regionalität und Nachhaltigkeit sind zwei der wichtigsten Zukunftsthemen der Branche“, erklärt Ralf Blauert. „Wir brauchen verbindliche Kriterien in der Gemeinschaftsverpflegung, die diese Relevanz widerspiegeln.“
Die Vorstandswahl fand im Rahmen des zweiten VDSKC-Tages statt, bei dem sich Cateringunternehmen in Hamburg trafen, um über die Situation der Schul- und Kitaverpflegung zu sprechen. Insbesondere die massiv gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise setzen die Caterer zurzeit unter Druck. „Als energieintensive Betriebe brauchen wir Sicherheit bezüglich der Strom- und Gasversorgung, denn ohne können wir nicht kochen“, betont Blauert. „Die Kita- und Schulverpflegung darf nicht zum Opfer weltpolitischer Auseinandersetzungen werden. Eins sollten unsere Politiker nicht vergessen: Wir sind systemrelevant. Wenn wir die Kosten für Energie nicht mehr tragen können, bekommen Millionen Kinder kein warmes Mittagessen mehr.“ Der Verband fordert daher eine Deckelung der Energiepreise und verbindliche Aussagen zur Versorgungssicherheit in den nächsten Monaten.
Darüber hinaus spricht sich der VDSKC für eine sofortige Anhebung der Einkommensgrenzen für das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) aus, so dass mehr Familien von den Zuschüssen profitieren „Wir sind uns nach wie vor einig darüber, dass an der Qualität der Verpflegung nicht gespart werden darf“, stellt Ralf Blauert klar. „Um aber eine gute, ausgewogene Mittagsverpflegung gewährleisten zu können, brauchen wir Unterstützung. Es ist nicht hinnehmbar, dass kriegs- und inflationsbedingte Zusatzkosten allein von den Schülern und deren Eltern getragen werden müssen.“
Die gemeinsame Mittagsmahlzeit in Schule oder Kita ist mehr als pure Nahrungsaufnahme. Kinder und Jugendliche trainieren dabei ihren Geschmackssinn, können gesunde Ernährungsgewohnheiten verinnerlichen, üben sich in sozialer Interaktion und lernen gesellschaftliche Konventionen kennen. Um dieses Potential im Sinne einer gesunden, nachhaltigen Ernährung voll auszunutzen, bedarf es staatlicher Steuerungsimpulse. Es ist Aufgabe der Politik, die strukturellen Voraussetzungen zu schaffen, um das Essen über den Versorgungsaspekt hinaus zu einem Aneignungs- und Bildungsraum zu machen, in dem die Wertschätzung des Essens gelebt und gelernt werden kann.
Der VDSKC setzt sich stellvertretend für alle Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Kitakinder für die Beibehaltung des ermäßigten Steuersatzes und damit mehr Bildungsgerechtigkeit ein.
⇒ Kita- und Schulessen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die Gemeinschaftsverpflegung ist der wichtigste ernährungspolitische Gestaltungsort und zentraler Bestandteil kommunaler oder landesweiter Ernährungsstrategien. Bei der Bereitstellung des Essens in Kita und Schule handelt es sich um eine Grundversorgung. Als Gesellschaft sollten wir dieser Versorgung die Wertschätzung zukommen lassen, die ihr zusteht und den ermäßigten Steuersatz anwenden. In Deutschland muss jedes Kind die gleichen Chancen auf eine gesunde Entwicklung und Bildung erhalten. Dazu gehört, dass kein Kind mit leerem Magen lernen muss.
⇒ Ernährungsarmut verhindern
Dass das Einkommen der Eltern über den Bildungserfolg eines Kindes entscheidet, ist für eine fortschrittliche Gesellschaft ein untragbarer Zustand. Hier muss von Seiten des Staates korrigierend eingegriffen werden. Es ist elementar, dass auch Kindern aus wirtschaftlich schwachen Familien der Zugang zu einer ausgewogenen Mahlzeit pro Tag ermöglicht wird. Ein erschwinglicher Preis für das Mittagessen ist dabei ein entscheidender Faktor. Eltern sollen sich nicht zu Bittstellern degradiert sehen. Auf dem Weg zum kostenfreien Schul- und Kitaessen kann der ermäßigte Steuersatz als Zwischenlösung richtige Anreize setzen.
⇒ Gesunde und nachhaltige Ernährungsgewohnheiten etablieren
Grundsätze einer ausgewogenen, gesunden Ernährung können am besten im Kindesalter erlernt und verfestigt werden. Eine hochwertige Gemeinschaftsverpflegung kann ihren Teil dazu beitragen. Wenn Kinder bereits früh lernen, was gesunde Ernährung bedeutet, werden sie auch im Erwachsenenalter weniger Probleme mit Übergewicht und Folgeerscheinungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz- und Kreislauferkrankungen bekommen. Eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung bedeutet Krankheitsprävention und aktive Gesundheitsförderung. Auch im Hinblick auf die Herausforderungen des Klimawandels kann die Mittagsversorgung positive Impulse setzen. Ein Verhalten, das weniger Fleischverzehr und mehr regionale Lebensmittel vorsieht, kann gezielt im Rahmen der Gemeinschaftsverpflegung erlernt werden. Kita- und Schulcaterer können zur Ernährungssouveränität beitragen, indem sie
kleinbäuerliche Strukturen mit regionalen Angeboten unterstützen.
⇒ Den Worten Taten folgen lassen
Anlässlich des Tages der Kitaverpflegung hat Dr. Manuela Rottmann, Mitglied des Deutschen Bundestages und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung gesagt: „Unsere Kinder und Jugendlichen sollen sich in Kitas und Schulen wohlfühlen und gesund und nachhaltig ernähren können. Dies gelingt, indem zum Beispiel mehr ökologisch erzeugte Lebensmittel auf den Tisch kommen. Ich appelliere dringend an die Verantwortlichen in Kitas und Schulen, die DGE-Qualitätsstandards umzusetzen. Denn von einer gesunden und nachhaltigen Kita- und Schulverpflegung profitiert jedes Kind, unabhängig vom Bildungsstand und Portemonnaie der Eltern. Hier haben wir die große Chance, die Weichen für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil zu stellen, der bis ins Erwachsenenalter hinein prägend ist.“ Auch der Ampel-Koalitionsvertrag spricht sich für mehr regionale und ökologische Erzeugnisse in der Verpflegung aus. Die Umsetzung dieser Forderungen ist jedoch nicht zum Nulltarif zu haben – damit die Elternbeiträge für Kita- und Schulverpflegung in einem akzeptablen Rahmen bleiben, muss der Mehrwertsteuersatz für Kita- und Schulverpflegung bei sieben Prozent bleiben oder gänzlich abgeschafft werden.
⇒ Warum werden Studierende steuerlich bevorteilt?
Studierende zahlen in den Mensen ihrer Universitäten gar keine Mehrwertsteuer auf das Mittagessen. Wie ist so eine Ungleichbehandlung innerhalb der gleichen Branche zu rechtfertigen? Wieso entscheidet die Unternehmensform über den Preis, den die Verbraucher zahlen müssen und nicht der Sinn und Zweck der Aufgabe? Schul- und Kitacaterer bemühen sich genauso um ausgewogene Mahlzeiten wie Studentenwerke. Eine Gleichstellung bei der Besteuerung wäre fair und nachhaltig.
⇒ Steuererhöhung wäre Todesstoß für viele Cateringunternehmen
In der derzeitigen Situation zusätzlich zwölf Prozent abgeben zu müssen, wäre für viele Unternehmen der Todesstoß – insbesondere nachdem die Corona-Pandemie sämtliche Reserven aufgebraucht hat. Eine Erhöhung des Preises in Richtung der Eltern oder Träger würde ähnlich fatale Auswirkungen haben. Die wichtige Grundversorgung der Kinder wäre gefährdet. Es kann nicht im Sinne des Gesetzgebers sein, dass der Auftrag, Kinder mit einem warmen Essen am Tag zu versorgen, nicht mehr umgesetzt werden kann, weil Caterer ihre Unternehmen schließen müssen oder weil Eltern es sich nicht mehr leisten können und ihre Kinder von den Mahlzeiten abmelden.
⇒ DGE, DEHOGA, UN – Starke Bündnispartner
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) sprechen sich ebenfalls für Steuersenkungen zur Verbesserung der Essensqualität aus. Sie argumentieren, dass eine Absenkung der Mehrwertsteuer für Essen in Schulen und Kitas auf sieben Prozent ein wichtiger Schritt wäre, um den Kostendruck für die Anbieter zu reduzieren. Die Vereinten Nationen setzen sich im Rahmen ihres Welternährungsprogramms (World Food Programme, WFP) für Schulspeisungen ein, um Hunger zu bekämpfen. Die vom WFP initiierte Strategie zur Schulverpflegung für die Dekade 2020 bis 2030 zielt auf die Schaffung gesundheitsförderlicher Ernährungsumgebungen in Schulen ab. Für viele Kinder sei die Mahlzeit in der Schule Hauptbestandteil ihrer täglichen Ernährung.
⇒ Europäische Vorbilder: Bessere Gesundheit durch kostenloses Essen
Andere europäische Länder machen vor, wie kostenfreies Schulessen funktionieren kann und welche Vorteile es bietet. Estland, Finnland, Norwegen oder Schweden etwa stellen sicher, dass an staatlichen Schulen jeder Schüler freien Zugang zu einer warmen Mahlzeit bekommt. Damit werden nicht nur soziale Unterschiede erfolgreich ausgeglichen. Eine schwedische Langzeitstudie hat herausgestellt, dass ein kostenloses, hochwertiges Mittagessen zu besserer Gesundheit, besserer Bildung und schließlich sogar zu einem höheren Lebenseinkommen führt. Langfristig profitiert davon die gesamte Gesellschaft.
⇒ Ziel: Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder in Deutschland
Der VDSKC spricht sich auf lange Sicht für ein kostenfreies Mittagessen für Kinder in Kitas und Schulen aus. Eine wohlhabende Gesellschaft wie die deutsche kann es sich ohne Probleme leisten, jedem Kind eine vollwertige, warme Mahlzeit pro Tag zur Verfügung zu stellen. Es ist lediglich eine Frage der Prioritäten: Wie wichtig sind uns gesunde Kinder? Wie wichtig, dass Schüler konzentriert lernen können? Wie wichtig, dass Ernährungsbildung auch praktisch umgesetzt wird? Wie wichtig der Ausgleich sozialer Ungerechtigkeiten? Staatliche Einrichtungen sollten Unterschiede im Einkommen der Eltern nicht bei Kindern weiter zementieren.
Steigende Diesel- und Benzinpreise, zusätzliche Liefergebühren, Marktengpässe bei Obst und Gemüse sowie die höchste Inflationsrate seit 48 Jahren – Unternehmen der Gemeinschaftsverpflegung sehen sich zum wiederholten Male erheblichen Mehrbelastungen ausgesetzt. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer fordert die politisch Verantwortlichen auf, Entlastungen für betroffene Unternehmen und Sonderregelungen bei öffentlichen Aufträgen zu veranlassen.
Die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht überstanden, da trifft die Cateringbranche der nächste Hammerschlag. Der Krieg in der Ukraine hat eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, an deren Ende die Schul- und Kitacaterer in Deutschland mit massiven Mehrkosten konfrontiert sind, ohne sie ausgleichen zu können:
Das Problem: In den Verträgen für Schul- und Kitaessen sind feste Preise pro Essen fixiert, die auf wirtschaftlichen Annahmen beruhen, die in keiner Weise mehr der aktuellen Lage entsprechen. Wir als Caterer können so nicht weitermachen. Wir wollen frische, abwechslungsreiche Mahlzeiten anbieten, können es unter den gegebenen Umständen aber nicht mehr. Wir stehen vor der Entscheidung: Die Qualität des Essens senken oder die zusätzlichen Kosten an Kinder und deren Eltern weitergeben. Letzteres würde eine neue Abmeldungswelle auslösen. Ein warmes Mittagessen in Schule oder Kita würde noch mehr zum Prestige der Wohlhabenden.
Deshalb ist es an der Zeit, dass der Staat eingreift. Eine Regierung, die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen in ihrem Koalitionsvertrag explizit hervorhebt, muss jetzt zeigen, dass ihr dieses Anliegen ernst ist. Verträge zwischen Caterern und der öffentlichen Hand müssen flexibel und unbürokratisch nachverhandelt und den gegebenen Umständen angepasst werden. Und zwar nicht nächsten Monat oder nach den Sommerferien, sondern jetzt!
Der Hamburger Senat hat beschlossen, seine Subventionen für vergünstigtes Schulessen nicht fortzuführen. Für Eltern fallen damit ab 1. Februar 2022 etwa 50 Cent Mehrkosten pro Essen an. Betroffen sind 40.000 schulpflichtige Kinder, deren Teilnahme am Mittagessen gefährdet ist. Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) kritisiert die Entscheidung und fordert ein grundsätzliches Umdenken.
Der Beschluss des Hamburger Senats fällt in eine denkbar ungünstige Zeit: Corona-Beschränkungen belasten die Gastronomie seit zwei Jahren übermäßig stark, die Inflation erreichte mit 5,3 Prozent im Dezember 2021 einen neuen Höchstwert, insbesondere die Preise für Energie und Lebensmittel sind zuletzt gestiegen. „Wir blicken mit völligem Unverständnis auf die Entscheidung“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Gerade für Familien mit mehreren Kindern ist ein Preissprung von mehr als 14 Prozent pro Mittagessen eine inakzeptable Mehrbelastung.“ In Hamburg profitierten zwei Drittel aller Essenskinder von der städtischen Bezuschussung, die erst Anfang 2020 – kurz vor der Bürgerschaftswahl – eingeführt wurde.
Mit der sozialen Preisstaffelung, die in Hamburger Grundschulen angewendet wird, hat die Stadt ein sinnvolles und erprobtes politisches Mittel an der Hand. Die sogenannte Sozialstaffel bezuschusst für Kinder der Klassen 1 bis 4 das Essen in Abhängigkeit vom Einkommen der Eltern. Das Geld dafür stammt aus Haushaltsmitteln der Hansestadt. Für ebenso viele Kinder trägt der Bund im Rahmen des Starke-Familien-Gesetzes die Kosten des Mittagessens. Das Ergebnis der hohen Zuschussquote ist eine fast einhundertprozentige Essensbeteiligung bei den Grundschulkindern. Ab Klasse 5 fallen alle Unterstützungen weg und bewirken ein deutliches Absinken der Essensquote.
Hamburger Cateringunternehmen befürchten nun einen weiteren Anstieg an Essensabmeldungen. Bereits seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Zahlen der teilnehmenden Schüler rückläufig. „Der Zugang zu einer ausgewogenen, warmen Mahlzeit für jedes Schulkind muss niederschwellig sein und sollte nicht vom Einkommen der Eltern abhängen“, findet Ralf Blauert. Der Verband setzt sich daher bundesweit für eine komplette Kostenübernahme der Schulverpflegung ein. „Eine Ausweitung der Sozialstaffel auf alle Klassen in Hamburg wäre in diesen Zeiten ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade von einem rot-grünen Senat hätten wir eine sozialverträgliche Lösung bei so einem wichtigen Thema erwartet“, ergänzt er.
Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) begrüßt die Vorhaben zur Verbesserung der Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen, die im Koalitionsvertrag der neuen Regierung aus SPD, Grünen und FDP festgehalten sind. Nach vielen Jahren der politischen Untätigkeit fordern Cateringunternehmen ein zeitnahes Implementieren von verbindlichen bundesweiten Standards in der Gemeinschaftsverpflegung.
Der VDSKC hat in einer offiziellen Stellungnahme den Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung kommentiert. „Wir befürworten die Entwicklung einer umfassenden Ernährungsstrategie und bringen unsere Expertise gern in die Diskussion ein“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des Verbandes, in Hinblick auf den zentralen Punkt der künftigen Ernährungspolitik. „Es gibt einige vielversprechende Ansätze in Bezug auf die Schul- und Kitaverpflegung“, ergänzt er. „Wir hoffen auf deren baldige Umsetzung, so dass Kinder in Kitas und Schulen von einer besseren Versorgung profitieren, aber auch wir als Cateringunternehmen mehr Planungssicherheit gewinnen.“
Seit Jahren plädiert der Verband für verbindliche Standards, die sich an den DGE-Richtlinien orientieren. Bisher blieb die Umsetzung der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung allerdings oft den einzelnen Caterern überlassen. Ausschreibungen stützten sich zu selten auf diese etablierten und wissenschaftlich fundierten Standards, sondern machten den Preis zum wichtigsten Entscheidungskriterium bei der Vergabe von Aufträgen. Nur drei der 16 Bundesländer verfolgen bislang eine Ausschreibungspraxis, die die DGE-Regeln berücksichtigen. „In diesem Punkt besteht noch viel Luft nach oben“, findet Blauert. „Wir müssen uns endlich von der Pfennigfuchserei verabschieden und Gesundheit und Nachhaltigkeit zu festen Kriterien in der Kita- und Schulverpflegung machen.“
SPD, Grüne und FDP wollen sich verstärkt für den Ausbau regionaler und ökologischer Erzeugnisse einsetzen. Auch der VDSKC begrüßt Quoten für die Verwendung ökologischer Zutaten bei der Essenszubereitung. Das neue Berliner Vergabegesetz etwa zeigt, wie Bio-Kriterien in eine allgemeingültige Leistungsbeschreibung integriert werden können. Bei der Umsetzung in der Praxis müsse aber die Verfügbarkeit der Produkte mitgedacht werden, gibt der Verband zu bedenken. Bevor Bio-Gemüse auf allen Tellern landen kann, müssten die landwirtschaftlichen Flächen für ökologische Produkte geschaffen werden.
Die komplette Stellungnahme des VDSKC zum Koalitionsvertrag finden Sie auf der Webseite unter https://www.vdskc.de/statement-zum-koalitionsvertrag/
Die Musterausschreibung für die Vergabe des Schulessens in Berlin ist rechtswidrig. Das stellte die Vergabekammer des Landes fest, die in ihrem Beschluss zahlreiche inhaltliche Mängel beanstandete. Sie beklagt u.a. gravierende Fehler in der Leistungsbeschreibung, eine mangelhafte Dokumentation, eine nicht nachvollziehbare Festpreisregelung sowie unklare und widersprüchliche Angaben. Geklagt hatte ein Mitglied des VDSKC, dessen vorherige Rüge beim Bezirk Treptow-Köpenick abgewiesen worden war.
Die Vergabekammer des Landes Berlin hat eine Beschwerde gegen die amtliche Ausschreibungspraxis beim Schulessen zugunsten der Schulcaterer entschieden. Als Folge daraus ist der Bezirk Treptow-Köpenick jetzt verpflichtet, seine Ausschreibungstexte zu überarbeiten und die beklagten Punkte zu korrigieren. Betroffen sind allerdings auch alle anderen Bezirke, da die Musterausschreibung ab Februar 2020 von den Berliner Bezirken einheitlich zur Anwendung kam. „Das ist eine Entscheidung mit Strahlkraft über den Bezirk Treptow-Köpenick und das Land Berlin hinaus“, betont Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Cateringunternehmen müssen grob fehlerhafte Ausschreibungen nicht hinnehmen. Dieser Beschluss zeigt ganz klar: Wenn Gespräche nicht möglich sind, sollte der Rechtsweg beschritten werden.“
Zentraler Kritikpunkt der Vergabekammer ist, dass die Leistungsbeschreibung, die die Cateringunternehmen als Grundlage für ihre Kalkulation nehmen müssen, „nicht eindeutig und nicht erschöpfend“ ist. Dieser Umstand sei eine eindeutige Verletzung der Bieterrechte. Konkret geht es um eine mangelhafte Darstellung des Umfangs der Sonderkostformen und der Kaltverpflegung, um die Zeiten der Essensausgabe, die Verpflegung in den Ferien und an Ausflugstagen sowie die Vorgaben zu den erlaubten Garmethoden. Zudem fehlt es an einer nachvollziehbaren und überprüfbaren Dokumentation zur Ermittlung des vorgegebenen Festpreises pro Essensportion. Die Kammer stellt angesichts der intransparenten Angaben fest, dass eine realistische Kalkulation nicht möglich ist.
Für Caterer, die sich 2020 im Bezirk Treptow-Köpenick um Schulessenverträge beworben haben, ergibt sich deshalb ein Schadensersatzanspruch. „Wir rufen alle betroffenen Cateringunternehmen dazu auf, ihre Ansprüche geltend zu machen“, sagt Blauert. „Der derzeitige Vertrag ist unzumutbar und voller Widersprüche. Wir fordern den Senat und die Bezirke auf, die Mängel schnellstmöglich zu beheben und für eine faire Vergabepraxis zu sorgen.“ Auch noch offene Vergabeverfahren in Berlin können mit dem aktuellen Beschluss angefochten werden.
In Berlin ist das Mittagessen in Grundschulen seit 2019 für alle Kinder kostenfrei. Die aktuelle Musterausschreibung für weiterführende Schulen wurde im Land Berlin im Herbst 2019 grundlegend überarbeitet.
Auch mehr als ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland erreichen Schul- und Kitacaterer im Durchschnitt nur etwa die Hälfte ihres Vor-Corona-Umsatzes. Das ergab eine Befragung des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) unter seinen Mitgliedsunternehmen. Demnach liegt der wirtschaftliche Verlust in 2021 noch immer bei 50 bis 60 Prozent pro Monat. Branchenvertreter berichten von zunehmender Entsolidarisierung.
„Wir verbrennen alle Rücklagen, die Luft wird immer dünner.“ Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC, spricht aus, was viele Cateringunternehmen denken. „Wir versuchen gerade krampfhaft, irgendwie bis zu den Sommerferien zu überleben. Doch es fehlt jede Perspektive für die Zeit danach. Von der Politik kommt nichts – gar nichts.“ 2020 hatten die Mitglieder des Verbandes Rückgänge von bis zu 90 Prozent zu verzeichnen. Ein Jahr später sind Umsatzeinbußen von bis zu 60 Prozent noch immer die Regel. Das Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben hat sich weiter verschärft. Besonders die Regelungen zum Infektionsschutz belasten den Alltagsbetrieb in den Schulen und Kitas: So sind der organisatorische Aufwand und der Zeitaufwand bei der Essensausgabe bei allen Caterern gravierend gestiegen. Hinzu kommen hohe Kosten für Schutzausrüstungen und Tests. Gleichzeitig nehmen viel weniger Kinder das Mittagsangebot wahr, in Berlin etwa ist ein warmes Mittagessen ab Klasse 7 sogar untersagt. Unternehmen beklagen außerdem die Abwanderung von Mitarbeitern, die die ständige Ungewissheit nicht mehr ertragen könnten.
„Die Branche wird mit Anordnungen überflutet und von Hilfen ausgespart“, berichtet Ralf Blauert weiter. Er ist besonders frustriert von der mangelnden Gesprächsbereitschaft der Ministerien. „Die wissen seit 15 Monaten, was los ist, reagieren aber nicht.“ Das Politikversagen zeige sich mittlerweile auch im Umgang mit den Kunden. Die Stimmung werde aggressiver. „Auch in den Kitas und Schulen liegen die Nerven blank“, berichtet Blauert. „Wir fühlen uns völlig allein gelassen.“ Kernzielgruppe der Schul- und Kitacaterer sind Kinder bis zum 12. Lebensjahr. Impfungen – und damit Normalität – sind für sie in naher Zukunft nicht verfügbar. Wie soll es also weitergehen? „Es braucht jetzt dringend konkrete Aussagen für das kommende Schuljahr“, fordert der VDSKC. „Statt weiter zu schweigen, sollen die Kultusminister endlich mit den Caterern reden.“
Vor Corona versorgten die Mitglieder des VDSKC Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen mit bis zu 150.000 Mahlzeiten am Tag. Sie waren systemrelevanter Bestandteil des gesetzlichen Bildungs- und Kinderbetreuungsauftrags. Jetzt stehen sie vor den Trümmern ihrer Existenz.
Der Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat Cateringunternehmen zu ihren Geschäften im Coronajahr 2020 befragt. Demnach litt die Branche unter starken Umsatzeinbußen, unzureichenden Hilfsmitteln und Mehrkosten für Hygienekonzepte. Da auch Anfang 2021 keine Erholung der Situation in Sicht ist, fordert der Verband schnelle und einheitliche Hilfen von der Politik.
Der erste Lockdown ab März 2020 hat der Schulcateringbranche stark zugesetzt. In der Umfrage, die der VDSKC im Dezember durchführte, gaben 76 Prozent der Unternehmen einen Umsatzrückgang zwischen 70 und 90 Prozent bis Juli an. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Hygieneartikel bei 92 Prozent, für Personalstunden bei 83 Prozent und für Verwaltungsaufwand bei 88 Prozent der Unternehmen. Im Laufe des Jahres waren alle befragten Caterer mit Liquiditätsengpässen konfrontiert, 36 Prozent mussten deshalb Mitarbeitende entlassen. Die im ersten Halbjahr zur Verfügung gestellten Überbrückungshilfen wurden von 65 Prozent der Befragten für absolut unzureichend erklärt.
„Niemand in der Branche rechnet mit baldigen Lockerungen“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. Für viele der Mitgliedsunternehmen sei die Lage mittlerweile existenzbedrohend. „Wir brauchen dringend Fördermittel, die bei uns ankommen – mit einheitlichen Regelungen, die sich am entgangenen Umsatz orientieren. Zurzeit werden wir per Verordnung zum Nichtstun gezwungen, ohne dass es dafür eine Entschädigung gibt. Es kann nicht sein, dass die Caterer, die seit Jahren die gesunde, ausgewogene Ernährung von Kindern sicherstellen, allein gelassen werden.“ Der Verband spricht sich zudem für eine dauerhaft reduzierte Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent in der Gastronomie – insbesondere in Kita- und Schulspeisung – aus.
Die Mitglieder des VDSKC produzieren regulär zwischen 130.000 und 150.000 Mahlzeiten am Tag, versorgen damit Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen und leisten einen systemrelevanten Beitrag zum gesetzlichen Bildungs- und Kinderbetreuungsauftrag. Bereits im Mai 2020 hatte der Verband in einem Offenen Brief an die Politik versucht, Gehör für die Schwierigkeiten der Branche zu finden. „Bis heute haben wir darauf keine Reaktion erhalten“, klagt Blauert.
Der Verband deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) hat Ralf Blauert zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Zum neuen Schatzmeister ist Jakob Wehner ernannt worden, 2. Vorsitzender bleibt wie bisher Heiko Höfer. Parallel wurden die beiden Gründungsmitglieder des Verbandes, Rolf Hoppe und Klaus Kühn, feierlich aus dem Vorstand verabschiedet.
„Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen“, sagt Ralf Blauert und nennt erste Ziele für die künftige Verbandsarbeit: „Wir wollen stärker bundesweit aktiv werden, mehr Mitglieder gewinnen und das Thema Regionalität bei Lebensmitteln vorantreiben.“ Die gesellschaftliche Bedeutung nachhaltiger Schulverpflegung müsse in der Öffentlichkeit mehr Präsenz erhalten. Dafür will sich der Verband 2021 intensiv einsetzen.
Ralf Blauert ist gelernter Koch und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Schulcatering. 1994 hat er sein Unternehmen BlauArt in Potsdam gegründet und ist derzeit für die Versorgung von 4.000 Kita- und Schulkindern verantwortlich. Neben ihm werden Heiko Höfer, Regionaldirektor Nord bei Sodexo, und Jacob Wehner, Prokurist im Inklusionsbetrieb Handfest, die Verbandsarbeit für die nächsten zwei Jahre leiten.
Der Verband bedankt sich außerdem bei den scheidenden Vorstandsmitgliedern Rolf Hoppe und Klaus Kühn. „Ihr Engagement und Sachverstand, Ihre Geduld und Ausdauer sowie der Glaube an die gute Sache haben unsere Arbeit entscheidend geprägt“, resümiert Ralf Blauert.
Franziska Hönow
presse@vdskc.de