Der 1. VDSKC-Verbandstag am 22. September 2021 in Potsdam war ein voller Erfolg. Wir konnten viele Themen besprechen und die Richtung der künftigen Verbandsarbeit festlegen. Unser Dank gilt allen Referenten und Mitwirkenden.
Mit einem Impulsvortrag über Gesundheit und Ernährung eröffnete Dr. Ernestine Tecklenburg von der DGE den Verbandstag. Sie wies auf die enorme Bedeutung der frühzeitigen Ernährungserfahrung bei Kindern hin. Eine ausgewogene Mittagsverpflegung müsse immer gewährleistet sein – auch in Pandemiezeiten, betonte sie. Mit Sorge habe sie die Zunahme an Essstörungen und Adipositas bei Kindern in den letzten 1,5 Jahren beobachtet. Ernährung stehe in direktem Zusammenhang mit Gesundheitsförderung, erklärte sie. Daher empfehle die DGE eine pflanzenbasierte Ernährung, saisonales Obst und Gemüse – wenn möglich aus der Region – und wenig Fleisch aus artgerechter Haltung. „Es müssen stabile Systeme für die Kita- und Schulverpflegung in Deutschland geschaffen werden“, resümierte sie.
Dr. Maren Daenzer-Wiedmer beurteilte die Corona-Zeit aus Sicht der Vernetzungsstelle Brandenburg. Sie beklagte, dass Schulverpflegung oft als „ungeliebtes Stiefkind“ behandelt werde. Keiner wolle die Verantwortung übernehmen. Kitas und Schulen bräuchten daher Unterstützung und Handlungsempfehlungen. Dazu seien auch gesetzliche Änderungen nötig sowie konkrete Qualitätskriterien für das Essen. Es brauche mehr als „ein warmes Mittagessen“, sagte sie, betonte aber auch, dass es bezahlbar bleiben müsse. Bei zu starken Preissteigerungen sinke die Akzeptanz. Deshalb setze sie sich für finanzielle Unterstützungen von Land und Kommunen ein.
Dr. Michael Polster vom DNSV sprach sich für eine klare Qualitätsoffensive aus. Mittagessen in Kita und Schule sei „mehr als nur Nahrungsaufnahme“. Es brauche eine durchdachte Einbettung der Verpflegung in die Ganztagsbetreuung, außerdem mehr Ernährungsbildung und eine zielgruppengerechte Kommunikation. Polster beklagte, dass sich die Bundespolitik zu wenig für das Thema einsetze und forderte erneut eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer für alle gastronomischen Bereiche.
Aus Sachsen berichtete Torsten Weiße-Köhler von der Monk GbR. Er betonte die Systemrelevanz der Kita- und Schulverpflegung, befand aber auch, dass es an Anerkennung und Wertschätzung fehle. Während der Pandemie sei man von der Politik vergessen worden. „Wir haben alles selbst gemacht, wir wollten für die Kinder da sein“, erzählte er. Als Entschädigung gab es 13 Cent brutto pro Essen. Auf den Mehrkosten für Hygienekonzepte und Überstunden blieb er sitzen. „Es muss sich etwas ändern“, fordert er.
Für Niedersachsen sprach Stefan Gerhardt, der nicht nur an der IGS Sassenburg kocht, sondern auch als Berater tätig ist. Kinder, die heute ein gesundes, ausgewogenes Essen bekämen, würden es auf lange Sicht danken, sagte er. Doch Qualität habe ihren Preis. Er plädierte für eine stärkere regionale Vernetzung mit Landwirten, die saisonale Produkte liefern könnten. „Wir müssen keine großen Gewinne machen“, meint er, wichtig sei, dass die Kinder und die Gesellschaft insgesamt profitierten. Daher wünsche er sich vom Verband eine Vision für die Zukunft, die die Gesundheit der Kinder in den Vordergrund stellt.
Ebenfalls aus Niedersachsen berichteten Frederike und André Adden von Ratatouille Catering, die die Pandemie für Investitionen in ihr Unternehmen genutzt haben. Sie sprachen sich für eine „Ernährungsrevolution“ aus, damit es auch in Zukunft noch gesunde Menschen gebe. Das Essverhalten der Kinder habe sich geändert, weshalb es wichtig sei, gute Produkte zu nutzen und gesundes Essen zugänglich zu machen. Um an der Veränderung aktiv mitzuwirken, bringen sie ihr Praxiswissen nun auch im Ernährungsrat der Stadt Oldenburg mit ein.
Auch Eva-Maria Lambeck betonte die Systemrelevanz der Kita- und Schulcaterer. „Wir sind wesentlicher und integraler Bestandteil des Bildungssystems“, fasste sie zusammen und brachte es auf die einfache Formel: „Gesunde Kinder lernen besser“. Es sei essentiell, dass deutschlandweit verbindliche Standards für die Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in Gemeinschaftseinrichtungen formuliert würden. Hier sei die Bundesgesetzgebung gefragt, die das Mittagessenangebot ebenso regeln müsse wie die Ganztagsbetreuung. Sie wünsche sich eine „gelebte Partizipation“, bei der sich auch die Caterer mit ihrem Know-how einbringen könnten.