2023Wir vom VDSKC4. Dezember 2023

Hand.Fest – Preisverdächtig inklusiv

Beim Berliner Caterer Hand.Fest arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen.

Hand.Fest kocht frisches, gesundes Essen für Berliner Kita- und Schulkinder und integriert dabei Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich in den Arbeitsalltag. Deren Potential sollte man nicht unterschätzen, findet Jakob Wehner, der das Unternehmen seit drei Jahren als Geschäftsführer leitet. Ebenso lang ist er auch Schatzmeister des VDSKC.

Die Hand.Fest gGmbH feierte dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. 2013 wurde die Firma als Tochterunternehmen der Schildkröte GmbH von Eva-Maria Lambeck und Erika Sudhoff-Moch in Berlin gegründet. Von Anfang an war es das Anliegen, Menschen mit Behinderung eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt zu geben. Und dieses Ziel wurde erreicht: Von den 100 Mitarbeitern, die heute hier beschäftigt sind, leben 40 bis 50 Prozent mit einer Behinderung, die sie körperlich, geistig oder psychisch beeinträchtigt.

„Die Leistungsfähigkeit eines Menschen steht nicht auf dem Behindertenausweis“, gibt Jakob Wehner, der seit 2016 im Unternehmen arbeitet und seit 2020 Geschäftsführer ist, zu bedenken. Er rät anderen Arbeitgebern, das Potential dieser Menschen nicht von Vornherein auszuschließen. Berührungsängste könnten schnell abgebaut werden – „einfach einen Probetag vereinbaren und es ausprobieren“, empfiehlt er. Bei Hand.Fest funktioniert das Zusammenarbeiten im Team mit allen, egal welche Fähigkeiten oder Einschränkungen sie mitbringen, seit zehn Jahren sehr gut. Für die vorbildliche Integration behinderter Menschen in den Arbeitsalltag wurde das Unternehmen 2021 sogar mit dem Inklusionspreis Berlin ausgezeichnet.

Auch um den Nachwuchs für die Gemeinschaftsgastronomie kümmert sich Hand.Fest – im Moment befinden sich acht Auszubildende im Betrieb, die Koch werden oder Fachpraktiker für Küche bzw. Gastgewerbe. Letztere sind „theoriereduzierte Ausbildungen“, erklärt Jakob Wehner, und damit auch für Jugendliche mit beispielsweise einer Lernbehinderung geeignet.

An vier verschiedenen Küchenstandorten kocht das Team jeden Tag 7.000 Essensportionen. Beliefert werden damit 20 Einrichtungen, darunter Kitas, Grund- und Oberschulen. „Dank unserer vier Standorte sind wir räumlich sehr nah an den Kunden“, sagt Wehner. Maximal zehn Kilometer liegen zwischen Küche und Teller. Zwei Menülinien bietet der Caterer täglich an: eine vegetarische und eine an die DGE-Vorgaben angelehnte Linie, die Fleisch oder Fisch enthalten kann. Zu den Favoriten der Kinder gehören Nudelgerichte, Fischstäbchen und Süßspeisen. Aber auch die selbst hergestellten Möhren- und Gurkensalate finden guten Anklang.

Seit 2019 bekommen die Berliner Grundschüler (1. bis 6. Klasse) das Mittagessen in der Schule kostenfrei. Die Abnahmezahlen seien damals deutlich angestiegen, erinnert sich Wehner. „Es gab einen Sprung um 20 Prozent.“ Wichtig aus seiner Sicht seien beim Schulessen aber nicht allein Fragen der Finanzierung. „Die Infrastruktur muss besser werden, die Rahmenbedingungen stimmen oft nicht“, beklagt er. Ausreichende Essenszeiten und ansprechende Räumlichkeiten etwa seien für die Pausenerfahrung der Kinder ebenso wichtig, wie das Essen auf dem Teller. „Es ist erschreckend, dass es keine Mindeststandards gibt.“ Hier sieht er bundesweit Verbesserungsbedarf.

Deshalb engagiert er sich auch gern im VDSKC. Hand.Fest war bereits Mitglied im Verband, als dieser noch auf Berlin und Brandenburg beschränkt war. Den bundesweiten Austausch schätzt Jakob Wehner besonders. Jedes Mitglied bringe etwas anderes ein, wovon das Netzwerk profitiert. „Und die Verbandstreffen sind Gold wert“, betont er.