Vor 23 Jahren hat sich Heike Rettel, gelernte Köchin und Restaurantfachfrau, selbstständig gemacht. Das kleine Bistro am Campingplatz, das sie allein betrieb, hat sie über die Zeit mit Partycatering und Kinderverpflegung zu einem erfolgreichen Unternehmen aufgebaut, das heute tausende Mahlzeiten täglich produziert. Im Juni hat sich die Unternehmensgruppe Rettel dem VDSKC angeschlossen und vertritt seitdem das Saarland im Verband.
Die Gemeinschaftsverpflegung liegt Rettel besonders am Herzen. Als ihr Sohn in die Schule kam und bereits nach wenigen Tagen vom einseitigen Speiseplan berichtete, war für sie klar: „Ich will selbst etwas bewegen.“ Einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben und etwas für die Zukunft tun – „das wurde meine Mission“, erzählt sie. Zum Bistro und dem Catering kam daher bald die Kinderverpflegung hinzu: zunächst für ein Jugenddorf und eine Ganztagsschule in der Nähe. Die anfangs 100 Mahlzeiten wuchsen schnell auf 700 Mittagessen an, die Rettel täglich frisch zubereitete. „Das habe ich drei Jahre lang alles allein gemanagt“, erinnert sie sich.
Ihr Engagement blieb nicht unbemerkt. Ab 2005 erhielt sie Anfragen von weiteren Schulen, die ihre Dienste in Anspruch nehmen wollten. „Ich hatte es geschafft, meine Leidenschaft für gutes Essen mit einem sozialen Zweck zu verbinden“, freut sie sich. Als die 1.000-Mahlzeiten-Grenze erreicht war, stieg ihr Mann Andreas – ebenfalls ausgebildeter Koch – mit ein. Auch ihr Sohn, der inzwischen erwachsen ist, arbeitet heute im Familienbetrieb mit. Gemeinsam leiten sie die Unternehmensgruppe Rettel, haben 65 Mitarbeiter und kochen täglich 6.500 Mahlzeiten für Kita- und Schulkinder, die an insgesamt 70 Einrichtungen in einem Umkreis von etwa 100 Kilometern um den Firmenstandort in Saarwellingen ausgeliefert werden. Rettels hat sich damit zur Nummer-Eins-Adresse für kindgerechtes und gesundes Essen im Saarland entwickelt.
Der Standort in Saarwellingen kommt mittlerweile an seine Kapazitätsgrenzen. Deshalb baut das Unternehmen gerade: 2024 soll die neue Großküche eröffnet werden, die dann bis zu 10.000 Mahlzeiten täglich produzieren kann. Die Zutaten dafür kommen weitestgehend aus der Region, etwa 30 Prozent sogar in Bio-Qualität. Mit einer Bäckerei im Ort z. B. besteht eine Kooperation zur Herstellung des selbst entwickelten Saarretti-Brotes.
Als das Saarland als erstes Bundesland 2013 die DGE-Qualitätsstandards in der Schulverpflegung verpflichtend machte, kochte Heike Rettel schon lange nach den Bestimmungen. Sie hatte sich bereits 2008 zertifizieren lassen. Die Vorgaben seien eine gute Hilfestellung, findet sie. Auch gebe es deutlich weniger Diskussionen mit den Eltern, seit sie zertifiziert sind. „Die Saarländer essen gern Fleisch“, gibt sie zu. Dass es laut DGE in der Schule nur ein Mal pro Woche auf den Tisch kommt, wird aber akzeptiert. Bei den Kindern stehen Lasagne, Hühnchen und Spaghetti hoch im Kurs. „Aber auch Suppen werden bei uns gut abgenommen“, erzählt Rettel. Um den Schülern gesundes Essen näher zu bringen, bietet sie in Zusammenarbeit mit den Einrichtungen auch Gemüsekunde und Ernährungslehre an.
Da sie nicht nur im Saarland, sondern auch bundesweit etwas bewirken möchte, hat sich Heike Rettel entschieden, mit ihrem Unternehmen dem VDSKC beizutreten. „Der Austausch mit anderen Caterern ist mir wichtig“, sagt sie. Insbesondere in Hinblick auf die steigenden Kosten wünscht sie sich bundesweit einheitliche Regelungen in der Gemeinschaftsverpflegung und mehr Unterstützung von der Politik. „Es kann nicht sein, dass alles auf den Schultern der Caterer ausgetragen wird.“ Deshalb müssten Caterer gemeinsam an einem Strang ziehen.