Eine Studie aus den USA und Kanada hat die Ernährungs- und Gesundheitsdaten von mehr als 60.000 Menschen ausgewertet und einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum in den ersten 1.000 Lebenstagen und der Wahrscheinlichkeit später an chronischen Erkrankungen zu leiden, festgestellt. So sinkt das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um etwa 35 Prozent, das für Bluthochdruck um 20 Prozent, wenn der Zucker bei Babys und Kleinkindern rationiert wird. Die Entwicklung ist am deutlichsten, wenn der Nachwuchs sowohl im Mutterleib als auch nach der Geburt über einen Zeitraum von mindestens 19 Monaten nur eingeschränkt Zucker konsumiert. In dieser Konstellation sinkt auch das Risiko, später Adipositas zu entwickeln, um 30 Prozent.
Die Forscher nutzten Daten aus Großbritannien, wo infolge des Zweiten Weltkrieges eine Zuckerrationierung eingeführt wurde, die 13 Jahre lang fortbestand. Für Kinder unter zwei Jahren gab es in dieser Zeit keinen Zucker. Als 1953 die Rationierung aufgehoben wurde, stieg der Zuckerkonsum in der britischen Gesellschaft wieder stark an.
Tierstudien hatten bereits einen Zusammenhang zwischen Zucker und Typ-2-Diabetes sowie anderen Gesundheitsproblemen nahegelegt. Eindeutige Beweise beim Menschen waren bisher jedoch schwer zu finden, da es schwierig ist, Probanden vom Mutterleib bis ins hohe Alter zu untersuchen und die Auswirkungen von Zucker von anderen Ernährungs- oder Lebensstilfaktoren zu unterscheiden. Die historische Situation in Großbritannien bot eine seltene Gelegenheit: Babys, die vor und nach 1953 gezeugt wurden, hatten eine sehr unterschiedliche Zuckerbelastung in der frühen Kindheit, wurden aber in allen anderen Aspekten des Lebens ähnlich aufgezogen.