Abraxas – Eine Chance fürs Leben

Abraxas in Berlin-Reinickendorf bildet sozial benachteiligte Jugendliche aus und sorgt so für dringend benötigte Fachkräfte in der Küche.

Kochen mit Herz und Verstand: Das ist das Motto von Abraxas. Das Berliner Unternehmen verfolgt neben der gesunden, abwechslungsreichen Verpflegung von Kita- und Schulkindern eine wichtige Mission: Es gibt sozial benachteiligten Jugendlichen ohne Schulabschluss eine Chance. Die Chance, ihr Leben zu ordnen, eine Ausbildung zu absolvieren und neu durchzustarten.

Unterstützung geben
Abraxas betreibt fünf Ausbildungsküchen, in denen jedes Jahr zehn bis fünfzehn Azubis ihre Lehre zum Koch bzw. zur Köchin oder zur Fachkraft Küche durchlaufen. Das Besondere: Die Jugendlichen, die hier arbeiten, teilen eine schwierige Vorgeschichte. Sie haben die Schule abgebrochen oder nur mit sehr schlechtem Zeugnis beendet, sie haben familiäre Probleme, dazu teilweise Drogen- oder Fluchterfahrungen. „Auf dem ersten Arbeitsmarkt würden sie keinen Ausbildungsplatz bekommen oder eine Ausbildung schaffen“, erklärt Meike Müller, seit 2016 Geschäftsführerin von Abraxas. „Bei uns bekommen sie die Unterstützung, die sie brauchen.“

Qualifizierte Betreuung
Zum 100-köpfigen Team des gemeinnützigen Unternehmens gehören neben den Küchenteams auch Sozialpädagogen und Lerncoaches. Der Kontakt zum Jugendamt ist eng. Da die Jugendlichen und deren Eltern oft überfordert sind, bietet Abraxas eine intensive Begleitung an. „Wir unterstützen in der Prüfungsvorbereitung, gehen mit zu Ämtern und helfen bei Problemen in der Berufsschule“, erzählt Geschäftsführerin Müller. „Wir holen die Jugendlichen auch morgens Zuhause ab, wenn es nötig sein sollte.“

Win-win-Situation
Für sie sei es eine Herzensangelegenheit, sagt sie und spricht von einer Win-win-Situation. „In der Gastronomie werden dringend Fachkräfte benötigt und unsere Jugendlichen brauchen dringend eine Chance“, erklärt sie. Beide Seiten würden langfristig von der Zusammenarbeit profitieren. Zwei ihrer ehemaligen Auszubildenden sind heute sogar Küchenchef bei Abraxas. „Wir übernehmen regelmäßig gern Jugendliche nach ihrer Ausbildung“, sagt Müller. „Es sind tolle, zuverlässige Arbeitnehmer mit hoher Loyalität. Gegenüber uns und auch gegenüber unseren Kunden.“

Vom Gärtnern zum Kochen
Abraxas wurde 1994 gegründet und bot zunächst verschiedene Ausbildungsprojekte im Bereich Gärtnern und Tischlern an. Noch heute sitzt das Unternehmen aus diesem Grund in einem großen Garten in Reinickendorf. Als 1997 der Bezirk anfragte, ob man für einige Kitas das Mittagessen kochen könne, entwickelte sich der Betrieb zu dem, was er heute ist – einem engagierten Kita- und Schulcaterer. 5.500 Mahlzeiten werden heute täglich zubereitet, 16 Schulen und fünf Kitas in Mitte, Neukölln und Reinickendorf werden damit versorgt. Dabei kommen viel frisches Obst, Knabbergemüse und Vollkornprodukte auf den Tisch. Der Anteil der Bio-Lebensmittel ist bereits auf 75 Prozent gestiegen. Damit die angehenden Köche es lernen, werden z. B. Fonds, Bratlinge, Ketchup und anderes von Grund auf selbst hergestellt.

Fortschritt statt Rückschritt
Im VDSKC ist Abraxas bereits seit 2013 aktiv. „Gemeinsam können wir mehr erreichen als allein“, ist Meike Müller überzeugt. „Wir brauchen hohe Qualitätsstandards und müssen das Thema Nachhaltigkeit stärker voranbringen.“ Berlin habe mit seinem kostenfreien Mittagessen für Grundschüler eine Vorreiterrolle, die geschützt und ausgeweitet werden müsse. „Gerade in schwierigen Zeiten – wie aktuell mit Corona und Inflation – darf man keine Rückschritte machen“, findet sie. „Für viele Kinder ist das Mittagessen in der Schule die einzige Möglichkeit am Tag, eine gesunde Mahlzeit zu bekommen.“

Feedback per Smiley
Ganz praktisch hat Abraxas während der Hochzeit der Pandemie das komplette Abfallmanagement digitalisiert und kann nun tagesaktuell Speisereste genau messen und auf Schwankungen reagieren. Den Geschmack des Mittagessens bewerten die sogenannten „Abraxas-Probierkinder“, die täglich per Smiley Feedback geben. Am liebsten essen die kleinen Kunden demnach Hähnchengeschnetzeltes mit knackigem Gemüse und selbstgemachtem Schokopudding als Dessert.