Bei Catering Toleranz in Nürnberg ist der Name Programm: Das Unternehmen beschäftigt Menschen mit und ohne Behinderung. Sie stehen gleichberechtigt am Herd, am Spülbecken und an den Essensausgaben der belieferten Einrichtungen. „Wir arbeiten alle auf Augenhöhe miteinander“, erzählt Rainer Freund, der den gemeinnützigen Betrieb leitet. Die wertschätzende Zusammenarbeit sei für ihn und sein Team das wichtigste.
Chancen geben
„Wir sind ein Inklusionsunternehmen. Wir geben beeinträchtigten Menschen einen festen Arbeitsplatz und eine Perspektive“, erklärt Freund. 40 Prozent seiner Angestellten haben eine geistige Behinderung, psychische Erkrankung oder Hörschädigung. Hier bekommen sie trotz der Einschränkung eine Chance am ersten Arbeitsmarkt. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, berichtet der Geschäftsführer: „Unsere Mitarbeiter fühlen sich wohl und sind motiviert, die Fluktuation ist gering.“ Der Caterer will zeigen, dass soziale Verantwortung kein geschäftlicher Nachteil sein muss.
Vielfalt durch Inklusion
Catering Toleranz gehört zur Lebenshilfe Nürnberg, einem Verein, der sich seit 1974 für die Inklusion von Menschen mit Behinderung einsetzt. Dafür betreibt er u. a. Kindergärten, Schulen, Tagesstätten, Sport- und Wohngruppen sowie Werkstätten. Aus dem Werkstattbereich heraus entwickelte sich die Cateringküche, in der zunächst nur für lebenshilfeinterne Einrichtungen gekocht wurde. Rainer Freund hatte zu Beginn die Küchenleitung inne, begleitete 2007 die Gründung der eigenständigen gGmbH und übernahm 2009 die Geschäftsführung, die er bis heute ausübt. „Bis vor vier Jahren war ich noch parallel selbst in der Küche tätig“, berichtet der gelernte Koch.
Fleisch bleibt beliebt
An insgesamt vier Standorten produzieren die aktuell 36 Mitarbeiter etwa 3.300 Mahlzeiten täglich. 40 Einrichtungen in und um Nürnberg werden damit beliefert, darunter Kitas und Schulen, aber auch Tages- und Werkstätten, die zur Lebenshilfe gehören. Zwei Menülinien bietet der Caterer an – eine DGE-konforme und eine vegetarische. Drei Mal pro Woche wird zudem ein Nudelbüfett angeboten. Gerade bei den älteren Kindern an den weiterführenden Schulen beobachtet Rainer Freund nach wie vor einen großen Appetit auf Fleisch: Zu den beliebtesten Gerichten gehörten Currywurst, Hähnchenkeulen und Gulasch, erzählt er. Kita- und Grundschulkinder seien dagegen offener für vegetarisches Essen. Zusätzlich zur Mittagsverpflegung betreibt Catering Toleranz auch Pausenkioske, an denen belegte Brötchen, Pizzastücke, Brezeln, Cookies und Getränke verkauft werden.
Schwierige Umstände
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die am Schulessen teilnehmen, ist in Nürnberg eher gering. An Schulen mit 800 Schülern beteiligen sich etwa 100 bis 150 Schüler am Essen. „Die Umstände sind in den meisten Schulen ungünstig, die Mensen sind zu klein und die Pausen oft zu kurz“, weiß Rainer Freund. Leider seien viele Schulen nicht bereit, sich konstruktiv mit gesunder Ernährung auseinanderzusetzen, bemängelt er. Er wünscht sich auch mehr Interesse von Seiten der Politik und hat deshalb gemeinsam mit anderen lokalen Caterern einen Runden Tisch ins Leben gerufen. „Es braucht eine gemeinsame Idee“, sagt er.
Netzwerk aufbauen
Gemeinschaft und Austausch sucht Freund auch auf Bundesebene. Deshalb ist er mit Catering Toleranz im Dezember 2023 dem VDSKC beigetreten. Fachinformationen austauschen und erfahren, was in den anderen Bundesländern passiert – das wünscht sich Rainer Freund von der Mitgliedschaft. „Es ist wichtig, als Branche politisch vertreten zu sein“, ergänzt er. „Der Verband leistet tolle Arbeit.“