Auch wenn der Gemeinschaftsverpflegung eine große Bedeutung zukommt, bei Spielraum aus Rodgau ist sie nur ein Teil eines Puzzles der ganzheitlichen Betreuung. Das Team um Nicole Westenburger und Annamaria Marschall hält neben einem leckeren Mittagessen jeden Tag auch noch einen bunten Strauß an freizeitpädagogischen Angeboten für Schulkinder bereit.
Spielraum ist kein reines Cateringunternehmen – das Geschäftsmodell ist breiter gedacht und beinhaltet die komplette Nachmittagsbetreuung von Kindern und Jugendlichen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an drei Grundschulen und einer weiterführenden Schule in Rodgau tätig, einer 45.000 Einwohner-Stadt im südlichen Hessen. Sie helfen den Schülern bei den Hausaufgaben, sie lernen, spielen, basteln, gärtnern und kochen mit ihnen. Die gemeinnützige GmbH ist 2018 aus zwei Fördervereinen hervorgegangen, die sich zuvor ausschließlich ehrenamtlich um die Betreuung gekümmert hatten.
Auf Vorlieben eingestellt
Damit die Schüler satt und gestärkt in den Nachmittag starten können, gehört die tägliche Mittagsverpflegung fest zum Programm. Zuständig dafür ist Küchenleiterin Annamaria Marschall. „Wir leisten uns den Luxus, für jede Schule individuell zu kochen und auf die Vorlieben der jeweiligen Kinder einzugehen“, erklärt sie. Etwa 600 Mahlzeiten bereitet das Küchenpersonal jeden Tag zu – gekocht wird direkt vor Ort in den Schulen. „Bei der Speiseplangestaltung orientieren wir uns an den Richtlinien der DGE, bleiben aber flexibel“, berichtet sie.
Keine Erdbeeren im Winter
Die Zutaten werden möglichst regional aus Hessen und den umliegenden Bundesländern beschafft. Saisonales Obst und Gemüse steht im Vordergrund. „Bei uns gibt es keine Erdbeeren im Winter, es ist wichtig, dass das auch die Kinder lernen“, findet Marschall. Zu den Lieblingsessen der kleinen Gäste gehören Nudeln mit Tomatensauce, Reis mit Putengeschnetzeltem oder vegetarische Hackbällchen. Neben den Hauptspeisen wird in jeder Schule eine Salatbar zur Selbstbedienung bereitgestellt. „Bei uns essen die Kinder auch gern Rohkost“, freut sie sich.
Erfahrenes Team
Bevor Nicole Westenburger die Spielraum-Geschäftsführung übernahm, war sie lange kaufmännisch tätig und hatte sich bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Belange von Kindern eingesetzt. Sie kennt alle Herausforderungen und hat den Anspruch, vollwertige Verpflegung und pädagogische Betreuung auch Kindern aus sozial benachteiligten Familien zugänglich zu machen. „Wir wollen für alle Kinder da sein“, betont sie. Mit ihrem erfahrenen Team aus Pädagogen, Sozialarbeitern, Küchen- und Servicekräften sowie Quereinsteigern gelinge es jeden Tag, Kinder zu unterstützen und glücklich zu machen. „Da wir nicht so groß sind, können wir Ideen schneller umsetzen und flexibel auf die täglichen Gegebenheiten in den Schulen reagieren“, erzählt sie. So wird etwa für einige wenige Schüler auch ein Frühstück mit Haferflocken und Obst vorbereitet, damit sie nicht hungrig in den Unterricht gehen müssen. „Wir tragen eine große soziale Verantwortung und nehmen die Aufgabe sehr ernst.“
Besser vernetzen
Da Anliegen von Kindern im Allgemeinen und die der Gemeinschaftsverpflegung im Speziellen politisch zu wenig Beachtung finden, haben sich Nicole Westenburger und Annamaria Marschall Anfang 2023 dazu entschlossen, Mitglieder im VDSKC zu werden. „Je besser wir uns vernetzen, desto eher werden wir auch zu politischen Entscheidungsträgern durchdringen und etwas bewegen“, hoffen sie.