„Wir brauchen dringend eine Transformation fürs Klima. Die Welt muss für kommende Generationen erhalten bleiben.“ Wenn Sandra Limpert von ihrer täglichen Arbeit spricht, wird deutlich, dass sie ein größeres Ziel vor Augen hat, als „nur“ Essen herzustellen. Ihre Cateringdienstleistungen werden möglichst ressourcenschonend, solidarisch und nachhaltig erbracht. 1.000 Mahlzeiten produziert der Ausbildungsverbund Rhöner Lebensmittel e.V. (ARL), den sie leitet, täglich. Versorgt werden damit Kindergärten, Schulen und Senioren im Dreiländereck.
Ausbildungen ermöglichen
2003, als der Verein gegründet wurde, ging es in erster Linie darum, junge Menschen aus der Rhön für Berufe im Lebensmittelhandwerk zu begeistern und in der Region zu halten. Dazu schlossen sich damals mehrere örtlich ansässige Betriebe zusammen und ermöglichten Ausbildungen zum Bäcker, Metzger, Koch oder in der Hauswirtschaft. 2010 wurde dafür gemeinsam der Handwerkerhof in Hilders übernommen und umgebaut. Auch Jugendliche ohne Führerschein sollten die Chance auf eine gute Ausbildung bekommen, berichtet Sandra Limpert, die seit 2009 im Verein arbeitet. „Die oberen Stockwerke hatten Zimmer für die Jugendlichen, unten im Erdgeschoss gab es eine Ausbildungsküche.“ Unterstützung erhielt das Projekt durch den Landkreis, die Kommune und das hessische LEADER-Programm. 2021 reichte die Küche im Handwerkerhof nicht mehr aus. Der Ausbildungsverbund wechselte in den Michaelshof in Unterbernhards. Heute konzentriert sich das Team auf die Ausbildung im Kochberuf und bildet momentan zwei junge Frauen aus.
Erst Kinder, dann Senioren
Die Lehrküche versorgte zunächst eine Schule und zwei Kindergärten in direkter Nähe mit frisch gekochtem Mittagessen. Die Qualität sprach sich herum und so kamen nach und nach weitere Kindergärten und Schulen als Kunden hinzu, zur Coronazeit schließlich auch Senioren, für die einzelne Mahlzeiten nach Hause geliefert werden. Heute kocht das 21-köpfige Team täglich 1.000 Gerichte im Cook & Hold-Verfahren. Beliefert werden damit Bildungseinrichtungen in einem Umkreis von 25 bis 30 Kilometer sowie 70 Senioren. Bei den Kita-Speiseplänen richtet sich ARL nach den DGE-Richtlinien und bietet jeweils einmal pro Woche Fleisch und Fisch wechselnd mit Bio-Ei an. Jeden Tag gibt es zudem eine vegetarische Alternative. Die Schulkinder und Senioren bekämen etwas mehr Fleisch serviert, erzählt Limpert. Bei der Beschaffung der Lebensmittel arbeitet der Verein mit regionalen Produzenten zusammen. Allerdings sei es nicht immer möglich, alles regional zu bekommen; die Rhön sei kein gutes Gemüseanbaugebiet, weiß die Küchenleiterin. Einige Produktgruppen bezieht sie bereits in Bio-Qualität – ein Ausbau sei geplant. Mittelfristig strebt ARL die Bronze- oder Silber-Bio-Zertifizierung an.
Gutes Tun
Auf die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit ist Sandra Limpert besonders stolz. „Wir verfolgen einen sozialen Auftrag. Wir wollen, dass die Menschen, egal ob jung oder alt, gut versorgt sind.“ Geld verdienen, stehe dabei im Hintergrund, erklärt sie. Deshalb arbeitet der Verein kostendeckend, aber nicht gewinnorientiert. Der Vorstand hilft ehrenamtlich, die Mitarbeiter bekommen alle das gleiche Gehalt – von den ausgebildeten Küchenkräften bis zur Geschäftsleitung. Eventuelle Überschüsse werden direkt reinvestiert. Das stärke den Teamgeist und helfe dabei, für die Kunden ein gutes Preis-Leistungsverhältnis aufrechtzuerhalten, erklärt die Küchenleiterin. Auch für die Jugend der Rhön hat der Verein nachweislich viel Gutes geleistet: Insgesamt 70 Ausbildungen wurden hier erfolgreich absolviert. Darüber hinaus hat das Team über die Jahre etwa 200 Schülerpraktika angeboten und so den jungen Leuten einen Einblick in verschiedene Berufe ermöglicht. Für sein soziales Engagement wurde der Ausbildungsverbund 2023 mit dem Elisabeth-Preis vom Caritasverband ausgezeichnet und für die Reduzierung der CO2-Emissionen im gleichen Jahr vom Hessischen Umweltministerium in das Netzwerk der „100 KlimaKantinen“ aufgenommen. 2024 wurde dem Verein vom regionalen Energieversorger RhönEnergie der 2. Platz beim erstmals ausgelobten „Nachhaltigkeitspreis“ verliehen.
Viel Erfahrung gesammelt
Limpert selbst bringt ihre gesamte Erfahrung mit ein. Sie ist gelernte Restaurantfachfrau und Köchin und kennt die Gastrowelt von klein auf. Ihre Eltern hatten eine Gastwirtschaft, in der sie schon als Kind mitgeholfen hat. Später absolvierte sie ihre Ausbildung in der gehobenen Gastronomie, hatte einen Auslandsaufenthalt in Kanada und landete schließlich in einem großen Hotel in Fulda. Durch verschiedene Fortbildungen sammelte sie Zusatzwissen in den Bereichen Kinderküche, Allergien und Ernährung nach Traditioneller Chinesischer Medizin. Auch in einem Esoterikzentrum habe sie einmal gearbeitet und dort eine „alternative Küche“ kennengelernt, erzählt sie. 2009, als sie zum ARL hinzustieß, hatte sie auch die Qualifikation zur Ausbilderin abgeschlossen. Sie wurde damals erste Ansprechpartnerin für die Jugendlichen im Haus, war Tag und Nacht für sie erreichbar. Später übernahm sie zusammen mit ihrem Ehemann die Geschäftsleitung.
Gemeinsame Stimme finden
Über die Berichterstattung zum Bürgerrat Ernährung wurde Sandra Limpert letztes Jahr auf den VDSKC aufmerksam. „Die setzen sich für die gute Sache ein, wir haben die gleichen Ziele“, erkannte sie. Seit November 2024 ist der Ausbildungsverbund Rhöner Lebensmittel nun Mitglied im Verband. Um Politik und Presse zu erreichen, braucht es eine gemeinsame Stimme, ist Limpert überzeugt. Sie freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit.