2024Politik28. Juni 2024

Potsdam streicht Preisdeckel fürs Schulessen

Eltern in Potsdam werden zum nächsten Schuljahr wieder mehr fürs Schulessen ihrer Kinder bezahlen müssen.

Erst im September 2023 hatte Potsdam den Preisdeckel fürs Schulessen eingeführt. Er stellte sicher, dass das Mittagessen für die Eltern maximal 3,90 Euro pro Mahlzeit kostet. Nun hat die Stadt mitgeteilt, dass die Unterstützung bereits in den Sommerferien ausläuft und nicht fortgeführt wird. Ursprünglich hieß es, der Preisdeckel werde bis Ende 2024 gelten.

Für Eltern mit Schulkindern bedeutet das: Ab September wird das Essen an Grundschulen bis zu 5,23 Euro und an weiterführenden Schulen bis zu 6,13 Euro kosten – diese Obergrenzen hatten die Stadtverordneten im März dieses Jahres beschlossen. Der Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport der Landeshauptstadt Potsdam, Walid Hafezi (Grüne), verwies angesichts der neuen Belastungen für Familien auf die Härtefallregelung der Stadt und das BuT-Programm des Bundes.

„Wenn man wirklich das Wohlbefinden der Kinder und die Bildungsgerechtigkeit im Auge hätte, wäre der Preisdeckel nicht nur verlängert worden, dann hätte die Stadt ein langfristiges Konzept erarbeitet, das die Schulverpflegung für alle kostenfrei macht“, sagt Ralf Blauert, 1. Vorsitzender des VDSKC. „Dass Familien zwölf Monate finanziell entlastet wurden, war richtig und hat dafür gesorgt, dass die Essensabmeldungen nicht noch mehr zunahmen. Die Stadt hat offenbar nicht verstanden, dass der Zugang zu einer guten Schulverpflegung niederschwellig und für alle sozialen Schichten gleich sein muss, damit Kinder davon profitieren.“

In Skandinavien, wo das Schulmittagessen seit Jahrzehnten kostenfrei ist, zeigen sich deutlich positive Effekte auf die Gesundheit der Kinder und ihre Lernerfolge – insbesondere wenn sie aus sozial schwachem Elternhaus kommen. Auch in Deutschland wünscht sich die Mehrheit der Menschen das kostenfreie Schulessen. So hatte erst Anfang des Jahres der Bürgerrat Ernährung als wichtigste Maßnahme das kostenfreie Kita- und Schulessen für alle Kinder formuliert. Und eine kürzlich durchgeführte Umfrage des WWF ergab, dass ein Großteil der Deutschen unzufrieden mit dem Engagement der Politik für gesunde und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung ist.

„Angesichts der klaren Meinung der Bevölkerung zu diesem Thema verstehen wir nicht, warum Potsdam jetzt genau den entgegengesetzten Weg einschlagen will“, bedauert Ralf Blauert. „Das Kostenargument wollen wir nicht mehr hören. Andere Kommunen können es sich schließlich auch leisten.“

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